Der GaLaBau muss die Artenvielfalt fördern, Grünflächen widerstandsfest gegen die Klimakrise machen und Ressourcen schonen. Das sagt Jörg Keveloh, Gründer und Chef von Rund um den Garten aus Berlin. Er erzählt, warum nachhaltiger Gartenbau für ihn alternativlos ist.

„Gerade in einer Großstadt wie Berlin ist es wichtig, dass jeder Garten, jede Grünfläche zur Artenvielfalt und zu einem gesunden Stadtklima beiträgt. Für mich sind Gärten in dieser Hinsicht immer Gemeinschaftsfläche. Jeder Garten, jede Pflanzung ist Lebensraum.

„Gerade in einer Großstadt wie Berlin ist es wichtig, dass jeder Garten, jede Grünfläche zur Artenvielfalt und zu einem gesunden Stadtklima beiträgt. Für mich sind Gärten in dieser Hinsicht immer Gemeinschaftsfläche.“

Jörg Keveloh

Zu ihren Baustellen und Pflegegärten fahren Jörg Keveloh und sein Team meistens mit Bus, Bahn und Lastenrad.

Lebensraum für Vögel und Insekten

Wenn mir Kund*innen sagen: Bitte pflanzen Sie eine Bambushecke, versuche ich deshalb erst einmal herauszufinden: Warum wollen sie eine Bambushecke? Für Insekten und Vögel ist Bambus totes Gelände, ohne eine Blüte oder Beere. Mir ist es wichtig, dass es bei der Pflanzenauswahl von März bis November ein durchgehendes Nahrungsangebot für Insekten und Vögel gibt.

Heimische Zierhölzer statt Bambus

Meistens geht es den Menschen um Sichtschutz. Ich zeige also Alternativen auf und versuche, die Menschen mitzunehmen. Indem ich deutlich mache: Hey, eine Ziergehölzhecke mit heimischen Gehölzen sieht noch schöner und zudem immer anders aus – mit ihren verschiedenfarbigen Rinden, ihrem Fruchtschmuck und der Herbstfärbung der Blätter.

Jörg Keveloh und sein Team verbauen nur noch europäische Hölzer. Alle Pflanzen beziehen sie zudem von Betrieben aus der Region, da sind die Transportwege kurz. Für Pflasterungen verwenden sie immer öfter gebrauchte Natursteine.

„Für Insekten und Vögel ist Bambus totes Gelände, ohne eine Blüte oder Beere. Mir ist es wichtig, dass es bei der Pflanzenauswahl von März bis November ein durchgehendes Nahrungsangebot für Insekten und Vögel gibt.“

Wie Lebensmittel aus Plastik

Folgenden Vergleich nenne ich oft: Stellen Sie sich vor, Sie gehen in den Supermarkt und drei Viertel der Lebensmittel sind aus Plastik. So fliegen Bienen durch unsere Welt. Forsythie, Bambus – das ist alles steril für Insekten.

Kompost und Benjeshecke gehören in Gärten

Neben Nahrung brauchen Tiere im Garten außerdem Platz zum Wohnen, Nisten und Schlafen. Ich rate den Kund*innen deshalb: Sie brauchen eine Ecke mit Totholz, Sie brauchen einen Steinhaufen. Ein Kompost, eine Benjeshecke – all das gehört in einen Garten. Gern auch ein Sandarium, ein Sandbeet für Wildbienen. Wenn wir den Garten schon umgestalten, bauen wir das doch gleich mit, sage ich den Kund*innen.

„Stellen Sie sich vor, Sie gehen in den Supermarkt und drei Viertel der Lebensmittel sind aus Plastik. So fliegen Bienen durch unsere Welt. Forsythie, Bambus – das ist alles steril für Insekten.“

Viele Bewerber*innen für Praktika oder Ausbildunsgplätze bei Rund um den Garten sind begeistert vom Nachhaltigkeits-Aspekt.

Holz aus Europa, wiederverwendete Steine

Auch die Wahl des Baumaterials ist ein Hebel für nachhaltigen Gartenbau. Mein Team und ich verbauen nur noch europäische Hölzer. Alle Pflanzen beziehen wir zudem von Betrieben aus der Region, da sind die Transportwege kurz. Für Pflasterungen verwenden wir immer öfter gebrauchte Natursteine.

An Trockenheit und Starkregen anpassen

Die Klimakrise zeigt sich seit ein paar Jahren vor allem beim Niederschlag: Die Sommer sind viel zu trocken, und wenn es regnet, gibt es oft Starkregen. Wir arbeiten so, dass Böden nicht verdichtet werden und Wasser besser speichern können. Ziel ist außerdem immer, möglichst wenig zu pflastern. Oder Alternativen zu finden: Wir schaffen beispielsweise versickerungsfähige Flächen durch Pflaster mit größeren Fugen.

Arbeitsgeräte wie Heckenschere, Rasenmäher, Laubpuster, große Schubkarren hat Jörg Keveloh mit E-Motor gekauft. Größere Baumaschinen leiht er punktgenau für die Baustellen dazu.

„Ich rate den Kund*innen: Sie brauchen eine Ecke mit Totholz, Sie brauchen einen Steinhaufen. Ein Kompost, eine Benjeshecke – all das gehört in einen Garten. Gern auch ein Sandarium, ein Sandbeet für Wildbienen.“

Zisterne oder Rigole einplanen

Vielen Kund*innen rate ich: Bauen Sie direkt eine Rigole oder Zisterne ein. Dann sind Sie obendrein vorbereitet, wenn es bald verboten sein wird, im Sommer mit Leitungswasser zu gießen. Für einen Immobilienunternehmer arbeite ich beispielsweise mit einer Landschaftsarchitektin zusammen, die das Wassermanagement immer mit plant.

Wichtiger Hebel für Nachhaltigkeit: Mobilität

Ein zweiter Punkt, der mir sehr wichtig ist, ist nachhaltige Mobilität. Unser Fuhrpark besteht aus zwei Lastenfahrrädern mit verschiedenen Anhängern, einem Elektro-Transporter - und einen Diesel-Transporter habe ich ebenfalls noch. Der kann beladene Anhänger ziehen, das können aktuelle E-Transporter-Modelle nicht.

„Zu unseren Baustellen und Pflegegärten fahren wir meistens mit Bus, Bahn und Lastenrad. Meine Mitarbeiter*innen haben ein 49-Euro-Ticket für den Nahverkehr.“

Jörg Keveloh

Bereits beim Kauf von Arbeitsgeräten achtet Jörg Keveloh darauf, dass sie ins Lastenfahrrad passen.

Mit Bus, Bahn und Lastenrad zur Baustelle

Zu unseren Baustellen und Pflegegärten fahren wir meistens mit Bus, Bahn und Lastenrad. Meine Mitarbeiter*innen haben ein 49-Euro-Ticket für den Nahverkehr. Ich habe zwei Lager in der Stadt: eins in der Nähe meiner Wohnung und eines am Berliner S-Bahn-Ring. In den Lagern stehen Fahrzeuge, Werkzeug und kleinere Arbeitsgeräte. Sie sind mit Bus und Bahn gut erreichbar.

Transporterfahrten nur, wenn’s nicht anders geht

Von dort aus starten die Mitarbeiter*innen, die morgens das Werkzeug zur Baustelle bringen. Wenn es zu viel Ladung fürs Lastenrad ist, nehmen sie auch mal einen Transporter. Alle anderen Mitarbeiter*innen fahren direkt zur Baustelle. Viele Transporterfahrten lassen sich vermeiden - es ist alles eine Frage der Logistik und der Absprache.

Jörg Keveloh

„Viele Transporterfahrten lassen sich vermeiden - es ist alles eine Frage der Logistik und der Absprache.“

Absprachen mit Hausverwaltungen

Auf Pflege-Baustellen habe ich mit den Hausverwaltungen vereinbart, dass sie zusätzliche Abfalltonnen für Grünschnitt aufstellen. So müssen wir den nicht jedes Mal mitnehmen. An vielen Baustellen können wir zudem Werkzeug und Geräte vor Ort in einem Raum lagern. Das kläre ich vorher ab, damit wir die Geräte nicht jedes Mal hin- und herfahren müssen.

Arbeitsgeräte passen ins Lastenrad

Arbeitsgeräte wie Heckenschere, Rasenmäher oder Laubpuster habe ich mit E-Motor gekauft. Beim Kauf habe ich darauf geachtet, dass die Geräte ins Lastenfahrrad passen. Größere Baumaschinen leihe ich punktgenau für die Baustellen dazu. Mein Maschinenverleiher hat angekündigt, bald Rüttler, Mini-Bagger und Radlader mit E-Motor anzubieten. Das ist natürlich sehr interessant.

Eine Ecke mit Totholz, ein Steinhaufen, ein Komposthaufen, eine Benjeshecke – all das gehört für Jörg Keveloh in einen Garten. Gern auch ein Sandarium, ein Sandbeet für Wildbienen.

Mitarbeiter*innen überzeugen

Eine Herausforderung ist es bisher, Fachkräfte zu finden, die beides mitbringen: Erfahrungen im GaLaBau und Interesse an Nachhaltigkeit. Wir haben viele Bewerbungen für Praktika und Ausbildungsplätze sowie fachfremde Bewerber*innen für Stellen – sie alle sind begeistert vom Nachhaltigkeits-Aspekt. Es sind viel mehr, als wir anstellen können. Und wir haben Bewerber*innen aus dem GaLaBau, die zum Teil schon lange im GaLaBau tätig sind und die mit Nachhaltigkeit noch nichts zu tun hatten. Bei ihnen ist Überzeugungsarbeit nötig, um sie mitzunehmen. Das gelingt nicht immer, aber meistens.

Gärtner*innen spüren die Klimakrise jeden Tag

Klimafreundliches und ressourcenschonendes Arbeiten ist für mich alternativlos – nachhaltiger Gartenbau ist ein Muss. Denn wir Gärtner*innen können die Klimakrise jeden Tag sehen und spüren. Und wir müssen heute etwas dagegen tun. Das merke ich vor allem bei der Fertigstellungspflege. Es hat immer mal trockene Phasen gegeben. Aber mittlerweile sind diese Phasen so lang, und es ist so heiß. Es ist erschreckend, wie schnell die Pflanzen eingehen, wenn wir dann nicht regelmäßig gießen. Es geht nicht nur um die Zukunft, es geht ums Jetzt.“

Jörg Keveloh

Rund um den Garten - von Hamm nach Berlin

Jörg Keveloh gründete Rund um den Garten 1994 in Hamm, mit 26 Jahren. In seinem ersten Bürojob nach dem Abitur war ihm klar geworden, dass er einen Beruf braucht, bei dem er viel draußen sein kann. Der gebürtige Westfale arbeitete daraufhin ein Jahr lang in einer Baumschule im englischen Rugby und machte danach eine Ausbildung zum Gärtner, Fachrichtung Garten- und Landschaftsbau, in einem Betrieb bei München. In der Zeit nach der Firmengründung reiste er viel, arbeitete als Gärtner und in weiteren Jobs. 2009 zog Jörg Keveloh mit Rund um den Garten nach Berlin und baute den Betrieb nach und nach aus. Mittlerweile hat er sieben Mitarbeiter*innen, darunter ein Meister und zwei Auszubildende.

„Klimafreundliches und ressourcenschonendes Arbeiten ist für mich alternativlos – nachhaltiger Gartenbau ist ein Muss. Denn wir Gärtner*innen können die Klimakrise jeden Tag sehen und spüren. Und wir müssen heute etwas dagegen tun.“

Protokoll: Kirsten Lange

Fotos: Martin Rottenkolber

Carsten Peters2025-01-08T12:39:27+01:00
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