Gärten Peter Sturm: Historisches Baumaterial für naturnahe Gärten
GaLaBau-Unternehmer Peter Sturm aus Euskirchen in der Eifel sammelt historisches Baumaterial und gestaltet damit individuelle, oftmals künstlerische und naturnahe Gärten. Für eins seiner Herzensprojekte hat er den TASPO-Award 2022 in der Kategorie Gartenprojekt des Jahres gewonnen.
Peter Sturm mag Material mit Geschichte: zum Beispiel die alten Straßenklinker aus Amsterdam, aus denen er schon Terrassen gebaut hat. Unverwüstlich seien die, sagt er. Oder die acht Meter langen Holzbalken, die einst zu einer Schleuse in England gehörten. Auch dafür hat der Rheinländer bereits Pläne: „Die lassen sich sehr schön als Sitzbank in einen Garten bauen. Das bringt Struktur: Der Garten greift die historische Architektur auf, aufgelockert durch Pflanzen und Gräser. Dadurch entsteht eine unwahrscheinlich schöne Erweiterung des Wohnraums.“
„Ich hänge an den Sachen sehr. Meistens kommen sie erst zum Einsatz, wenn ich den Garten gesehen habe und eine Idee entwickelt habe, wie sich das Material gut einbauen lässt.“
Lager mit historischem Baumaterial statt Schaugarten
Der 59-jährige Gründer und Eigentümer des GaLaBau-Betriebs „Gärten Peter Sturm“ in Euskirchen sammelt Gegenstände mit Vergangenheit und gestaltet damit individuelle Gärten. Statt eines Schaugartens hat er ein 9.000 Quadratmeter großes Lager mit historischem Baumaterial auf dem Betriebsgelände: mit alten Brückenbalken, Brunnen und Becken, Säulen und Quadern, Stufen und Belagssteinen. Interessierte können die gesammelten Schätze besichtigen. „Andere GaLaBau-Betriebe stellen Musterständer von Baustofflieferanten auf“, sagt Sturm. „Bei mir ist das alles ein bisschen anders.“
Der Garten muss zum Gegenstand passen
Und was passiert, wenn jemand sich in einen der historischen Gegenstände verliebt und ihn im Garten haben möchte? „Ich hänge sehr an den Sachen“, gesteht Sturm. Deshalb ist ihm vor allem wichtig, dass der Garten zum Gegenstand passt. „Meistens kommen die Sachen erst zum Einsatz, wenn ich den Garten gesehen und eine Idee entwickelt habe, wie sich das Material gut einbauen lässt.“
„Ein Stein, der bereits würdig gealtert ist, stellt auch nach 20 Jahren noch dar, was er beim Einbau dargestellt hat. Der hat seinen Charakter, seine Ausstrahlung, jeder Stein ist ein Unikat.“
TASPO-Award für naturnahen Stadtgarten am Fachwerkhaus
Für einen seiner individuell gestalteten Gärten gewann der Betrieb den TASPO-Award 2022 in der Kategorie Gartenprojekt des Jahres. Dabei lobte die Jury den naturnahen Stadtgarten an einem denkmalgeschützten Fachwerkhaus unter anderem deshalb, weil er mit Rampen und Hochbeeten möglichst barrierearm gestaltet wurde. Darüber hinaus sind die Pflanzen, vor allem mehrjährige Stauden und Gräser, an den Klimawandel angepasst, insektenfreundlich und pflegeleicht.
Peter Sturm hatte sich mit dem 250-Quadratmeter-Garten beworben, weil dieser authentisch seine Persönlichkeit spiegele: „Ich stehe voll hinter diesem Gartenprojekt, und dieser Aspekt ist mir sehr wichtig. Deshalb hatte ich mich einfach mal damit beworben, obwohl es ja eher ein kleiner Garten ist.“
„Wenn wir Trockenmauern bauen oder Bodensteine legen, nehmen wir Basalt aus der Eifel oder Grauwacke von der Mosel. Ich würde keinen Jura-Kalkstein oder ähnliches verwenden, der auf langen, klimaschädlichen Transportwegen mit dem Lastwagen zu uns kommt.“
Gegenstände mit Geschichte
Seine Vorliebe für Gegenstände mit Geschichte konnte Sturm im Gewinner-Projekt ausleben, allein schon durch die Lage: Denn der Garten des Fachwerkhauses von 1709 grenzt an die denkmalgeschützte mittelalterliche Stadtmauer von Rheinbach. Sturm und sein Team gestalteten unter anderem eine Sichtachse von der Terrasse auf die Stadtmauer. Außerdem integrierten sie Antiquitäten in den Garten, die die Auftraggeber – beide über 80 – zusammengetragen hatten. „Das Ehepaar hatte zuvor eine Islandpferde-Zucht in der Eifel, auf einem mehrere Hektar großen Grundstück“, erzählt Peter Sturm. „Gegenstände von diesem Grundstück habe ich als Baumaterialien genutzt, beispielsweise einen antiken Schöpfbrunnen, aus dem nun Stauden wachsen. Oder historische Sandsteintröge, aus denen die Pferde getrunken hatten. Die sind jetzt ein Hochbeet.“
Gärten, die ihren Wert behalten
Historisches Material zu verwenden ist Peter Sturm aus verschiedenen Gründen wichtig: Zum einen findet er die Gegenstände einfach schön, und es macht ihm Spaß, ihnen im Garten eine neue Funktion und einen neuen Sinn zu geben. Zum anderen ist diese Wiederverwertung nicht nur ökologisch, sondern auch wirtschaftlich nachhaltig. Denn das Material behalte seinen Wert, sagt Sturm: „Ein Stein, der bereits würdig gealtert ist, stellt auch nach 20 Jahren noch dar, was er beim Einbau dargestellt hat. Der hat seinen Charakter, seine Ausstrahlung, jeder Stein ist ein Unikat. Da sind so gut wie keine Reklamationen zu erwarten.“
Anfangs suchte Peter Sturm über Online-Plattformen nach historischen Baumaterialien. Auf diesem Wege lernte er verschiedene Sammler*innen und Händler*innen kennen, aus dem Würzburger Raum, aus dem Münsterland, aus den Niederlanden. Mittlerweile sind sie seine Lieferant*innen, geben ihm Bescheid, sobald sie etwas Interessantes auf Lager haben.
Nachhaltig und in der Region verwurzelt
Neben der Verwendung recycelter Materialien ist Peter Sturm der Einsatz regionaler Baustoffe wichtig. „Wenn wir Trockenmauern bauen oder Bodensteine legen, nehmen wir Basalt aus der Eifel oder Grauwacke von der Mosel. Ich würde keinen Jura-Kalkstein oder ähnliches verwenden, der auf langen, klimaschädlichen Transportwegen mit dem Lastwagen zu uns kommt.“
Diese Haltung teilt Sturm mit den anderen Betrieben, die sich unter dem Dach „Gärtner von Eden“ zu einem Netzwerk zusammengeschlossen haben. Seit mehr als 20 Jahren ist Gärten Peter Sturm Mitglied bei der Genossenschaft. Was die zurzeit etwa 60 GaLaBau-Betriebe verbindet: Sie sind in der Region verwurzelt und kennen die geografischen und geologischen Herausforderungen vor Ort, setzen auf kurze Wege und lokale Lieferanten. Dabei schätzt Peter Sturm vor allem die gute Gemeinschaft: „Wir tauschen Wissen und Inspiration aus, bilden uns fort, entwickeln in Arbeitsgruppen gemeinsam Ideen für kreativen, nachhaltigen und zukunftsfähigen GaLaBau. Wir helfen uns gegenseitig, beispielsweise auch, indem wir untereinander Fachkräfte vermitteln oder Azubi-Austausche organisieren.“
Vom Baumschuler zum GaLaBau-Chef
Der Sohn eines Hochbauarchitekten machte seine Lehre in einer Rosen- und Obstbaumschule. Sehr schnell merkte er jedoch: Das kann nicht alles gewesen sein. Also absolvierte er eine Fortbildung zum Techniker im Garten- und Landschaftsbau. Anschließend nahm er den Job als Betriebsleiter für die Gestaltung und Bepflanzung von Privatgärten in einem Pflanzencenter an. Ab 1995 betrieb er dieses Geschäft im Pflanzencenter für einige Jahre selbstständig als Pächter. 2002 zog er schließlich auf das Grundstück, auf dem sich sein Betrieb heute befindet. Mittlerweile beschäftigt er 35 Mitarbeiter*innen und fünf bis sieben Auszubildende. „Wir haben für alles Spezialistinnen und Spezialisten“, sagt Sturm. „Schreiner*innen, Wassertechniker*innen, Schlosser*innen - wir sind sehr breit aufgestellt, bauen auch Pools und Dachgärten.“
Bei jeder Pflanzung selbst dabei
Dennoch lässt der GaLaBau-Chef es sich nicht nehmen, bei jeder Bepflanzung persönlich vor Ort zu sein: „Es ist noch keine Pflanze in einen Garten gekommen, die ich nicht persönlich ausgestellt und mit den Gartenbesitzer*innen besprochen habe.“ Seitdem er sich 1995 selbstständig gemacht habe, habe er selten im Vorfeld einen Pflanzplan gezeichnet oder eine Pflanzenliste erstellt. „Ich sage den Kund*innen immer: ,Wenn die Bautechnik fertig ist, unterhalten wir uns noch mal. Sie schildern mir Ihre Wünsche, ich bringe meine Ideen ein. Beim nächsten Termin bringe ich die Pflanzen mit, und wir arrangieren sie gemeinsam.’ Das hat bisher immer geklappt.“
Authentische Gärten
Er sehe sich ein bisschen als Künstler, sagt Peter Sturm. Einen Auftrag nimmt er dann an, wenn er das Gefühl hat, dass das Projekt ihm Spaß machen wird. „Mir ist wichtig, dass ich nicht alles vorgegeben bekomme, sondern selbst Ideen entwickeln kann. Ich baue am liebsten das, was ich selbst entwerfe. Ich will authentische Gärten gestalten, die zur Kundschaft und zum Umfeld passen.“ Und wahrscheinlich steht in einem dieser Gärten demnächst eine Sitzbank aus englischen Schleusen-Balken.
Linktipps:
Autorin: Kirsten Lange
Fotos: Martin Rottenkolber