Fachkräftesicherung im GaLaBau – „Ausbildung ist Herzenssache“
2023 wurde Hügel mehr Garten mit dem TASPO Award in der Kategorie „Bestes Konzept Ausbildung und Mitarbeiter“ ausgezeichnet. Zwei Jahre zuvor setzte sich Azubi Simon Riese als Deutscher Meister beim Landschaftsgärtner-Cup durch. Dem Rümminger GaLaBau-Betrieb gelingt, was viele in der Branche anstreben: Die guten Fachkräfte bleiben.
Die Redewendung „vom Tellerwäscher zum Millionär“ umschrieb einst den American Dream und steht heute für Erfolgsgeschichten. Überträgt man sie auf den Garten- und Landschaftsbau, müsste sie lauten: „vom Ein-Mann- oder Ein-Frau-Betrieb mit Schubkarre und Schaufel zum KMU“. Diese Art Erfolgsgeschichte ist typisch für viele GaLaBau-Betriebe, auch Markus Hügel erzählt sie. Und doch hat er einiges anders gemacht als andere – und sich dadurch ein unverwechselbares Profil gegeben. Deshalb erhält sein GaLaBau-Betrieb nicht nur überdurchschnittlich viele Bewerbungen, sondern kann Mitarbeiter*innen auch langfristig binden.
Der erste Mitarbeiter ist seit über 30 Jahren im Betrieb
Was Markus Hügel antreibt, ist vor allem Leidenschaft. Dabei hat er anfangs nur samstags Gärten angelegt – im Nebengewerbe und mit der Schubkarre und Schaufel seines Vaters, der eine kleine Landwirtschaft betrieb. An den restlichen Werktagen arbeitete er nach seiner Ausbildung zum Landschaftsgärtner in einer Baumschule. Das war 1992. Bereits zwei Jahre später stellte er seinen ersten Mitarbeiter ein – der bis heute im Betrieb ist. Anfangs war die „Firmenzentrale“ in der elterlichen Küche, die Werkzeuge lagerten in Vaters Garage, der bei Bedarf auch den Traktor auslieh.
Schließlich legte Markus Hügel seine Meisterprüfung ab und ließ sich zum Fachagrarwirt für Baumpflege fortbilden. Nachdem sich die Auftragsbücher zunehmend füllten, stellte er jährlich zwei neue Mitarbeiter*innen und zwei Azubis ein. Bald schon reichte der Platz nicht mehr aus, Schreibtische und Planwände zogen in den ehemaligen Schweinestall um.
„Claudia Hügel brachte frische Ideen für Gartencenter und Café ein.“
Der Traum vom eigenen Gartencenter wurde wahr
Außerdem träumte Markus Hügel von einem angeschlossenen Gartencenter. Deshalb wurde 2008 wieder gebaut: Auf Vaters ehemaligem Kartoffelacker entstand ein eigenes Gartencenter. Heute hat Hügel mehr Garten etwa 70 Mitarbeiter*innen, darunter auch Teilzeitkräfte und zehn Azubis.
Seit 2014 ist Claudia Hügel im Unternehmen und brachte frische Ideen für Gartencenter und Café ein. Kennengelernt hat sie Markus Hügel, als dieser die Außenanlage eines Kindergartens gestaltete, deren Elternvorsitzende sie war. Angesteckt von seiner Leidenschaft für Gärten und Pflanzen begann die Mutter von vier Kindern selbst eine Ausbildung zur Landschaftsgärtnerin. Inzwischen leben sie als Patchworkfamilie zusammen – mit sechs Kindern.
Auszubildende brauchen viel Förderung
Die familiäre Prägung, der Gemeinschaftssinn – beides scheint die besondere Nähe der Hügels zu ihren Auszubildenden auszuzeichnen. „Wir kümmern uns sehr um unsere Azubis“, so Claudia Hügel. Jeden Mittwoch erteilt sie ihnen nach Feierabend Pflanzenkunde. Außerdem unterstützt sie bei Prüfungsvorbereitungen oder der Erstellung der Berichtshefte. Einmal im Monat ist Azubi-Samstag: Vorarbeiter*innen leiten zu ausgewählten Themen an, etwa auf einer Minibaustelle oder zur Baumpflege. Wer im dritten Lehrjahr ist, darf eine Woche zum Austausch in einen kooperierenden GaLaBau-Betrieb im Schwarzwald. „Unsere Azubis sollen möglichst viel sehen und lernen“, sagt Markus Hügel. Zudem ermöglicht ihm seit 2023 ein Erasmus-Programm, seine Azubis für drei Wochen nach Österreich zu schicken.
Erfolg ist immer eine gemeinschaftliche Leistung
„Die guten Azubis möchten wir natürlich anschließend im Betrieb übernehmen und weiterentwickeln. Das ist uns bisher auch meist gelungen“, freut sich Markus Hügel. Marius Abels, heute Mitgeschäftsführer und Teilhaber, hat als Azubi bei Hügel angefangen. Bei der Auswahl der Auszubildenden seien nicht die Noten entscheidend. „Der Beruf erfordert gutes Teamwork, deshalb achten wir mehr auf das Verhalten als auf gute Noten in Mathe oder Deutsch“, betont Claudia Hügel. Vorab sei ein Praktikum im Betrieb Pflicht.
Das Motto der Hügels: „Ausbildung ist Herzenssache“
Kontinuierlich gefördert werden die Azubis bei Hügel mehr Garten auch, wenn sie die Ausbildung abgeschlossen haben. Simon Riese, deutscher Meister beim Landschaftsgärtner-Cup 2021, besucht inzwischen die Meisterschule – wie viele seiner Kolleg*innen vor ihm. „Die jungen Meister*innen übernehmen dann den praktischen Part bei unseren Azubis, sie sind vom Alter her einfach näher an ihnen dran“, sagt Claudia Hügel. Nicht zu kurz kommen dürfe das „Familiäre“. Deshalb seien die gemeinsamen Grillabende oder Ausflüge wichtig: „Wir haben alle im Blick, mit ihren Stärken, mit ihren Schwächen,“ betont Markus Hügel. Und seine Frau fügt hinzu: “Die jungen Menschen vertrauen uns auch ihre privaten Baustellen an. Wir helfen, wo wir können. Unlängst haben uns einige Azubis gebeten, einen anderen Auszubildenden, dessen GaLaBau-Betrieb schließen musste, aufzunehmen. Jetzt ist er bei uns.“
Fachkräftesicherung im GaLaBau – was Markus Hügel empfiehlt
Nach seinem Erfolgsrezept zur Fachkräftesicherung befragt, nennt Markus Hügel eine gute Ausbildung, ständige Weiterentwicklung der eigenen Mitarbeiter*innen, ein gutes Recruiting-Marketing (Instagram), starke Nerven, keine Scheu vor Zusatzarbeit (kurze Schülerpraktika, Koordinierung von Teilzeitwünschen). Das Gesamtkonzept der Hügels im Umgang mit Azubis und Mitarbeiter*innen hat nicht nur die TASPO-Fachjury überzeugt, sondern längst auch die eigenen Mitarbeiter*innen – die meisten bleiben.
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Autorin: Conny Frühauf
Fotos: Martin Rottenkolber