Auf der Bundesgartenschau (BUGA) in Heilbronn (2019) war Gartenbaumeisterin Lydia Frotscher noch in Arbeitsklamotten in den Beeten unterwegs. Heute koordiniert sie als eine von zwei Ausstellungsbevollmächtigen der Deutschen Bundesgartenschau-Gesellschaft (DBG) die Internationale Gartenschau Metropole Ruhr 2027 (IGA). Lydia Frotscher lässt uns hinter die Kulissen der Gartenschauplanung blicken und erzählt, warum Gartenschauen wichtig sind für die zukunftsfähige Entwicklung von Städten und der GaLaBau-Branche.
Frau Frotscher, Sie sind Ausstellungsbevollmächtigte für die Bundes- und aktuell Internationale Gartenschau. Welcher Job steckt hinter diesem Titel?
Lydia Frotscher: Kurz gesagt leite ich die gärtnerischen Ausstellungen. Ich koordiniere die Wettbewerbe, die Planungen, die Bepflanzung und sorge dafür, dass wir so viele Gärtner*innen und Betriebe wie möglich aus allen Fachsparten für die Gartenschau gewinnen. Das heißt, ich arbeite mit hunderten Partner*innen zusammen, die uns ihre Ware, ihre Expertise und ihre Leistung zuliefern.
Olympische Spiele für Gärtner*innen
Was bedeuten Gartenschauen für die Branche?
Lydia Frotscher: Wir ermöglichen es vielen kleinen und großen gärtnerischen Betrieben in Deutschland, hier bei uns etwas auszustellen. Zum Beispiel veranstalten wir eine ganze Reihe von Wettbewerben während der Gartenschauen. Im Bereich GaLaBau haben wir drei Wettbewerbe: Es geht einmal um die investiven Flächen, die hier gebaut werden, dann um die Pflege des Geländes während der Gartenschau, und außerdem gibt es noch den Themengartenwettbewerb. Für jeden Fachbereich haben wir spezielle Preisrichter*innen und organisieren Juryrundgänge. Am Ende finden die Preisverleihungen statt. Das sind sozusagen die Olympischen Spiele der Gärtner*innen, wo sich die Besten der Besten nebeneinander präsentieren und messen können.
Grünflächen für Menschen
Inwiefern prägen Gartenschauen die Städte und Regionen, in denen sie stattfinden?
Lydia Frotscher: Gartenschauen verändern die Stadtlandschaften immer schon nachhaltig. Vieles bleibt ja bestehen von dem, was bei einer Gartenschau entsteht. Im Ruhrgebiet planen wir zum Beispiel fünf Zukunftsgärten. Das sind große Parks, die hier entstehen beziehungsweise erweitert werden: Grünflächen für die Menschen. Wir planen sie so, dass sie zudem auch gut sind fürs Klima, die Artenvielfalt und die Frischluftzufuhr. Das sind diese großen Dinge, die durch Gartenschauen entstehen. Außerdem setzen wir auch Infrastrukturmaßnahmen um, wie Brücken und Radwege zwischen den Parks.
Wiese statt Rasen
Welchen Beitrag leisten die Gartenschauen für den Klimaschutz und die Artenvielfalt?
Lydia Frotscher: Auf der BUGA in Mannheim 2023 hatten wir dafür ein ganz gutes Beispiel - zwei Parkteile, die den Unterschied zeigen vom klassischen zum zukunftsstarken Park. Zum einen der Luisenpark, ein klassischer, intensiv gepflegter und gewässerter Park, den die Bürger*innen gern so erhalten wollten, wie er ist. Und zum anderen der Park Spinelli, den wir als Kaltluft-Entstehungsgebiet und Frischluftschneise angelegt haben mit großen Wiesenflächen, wo Eidechsen, Wildbienen und Haubenlärchen wohnen und sich seltene Gräser und Wildkräuter ausbreiten können. Dort wird nur einmal im Jahr gemäht. Wenn es ausreichend regnet, dann sieht das im Frühjahr und im Sommer ganz toll aus. In trockenen Monaten ist die Fläche braun. Das müssen die Bürgerinnen und Bürger dann aushalten lernen. Nach dem nächsten Regen wird es dann wieder grüner.
Gartenschau der Zukunft
Wie nachhaltig sind Gartenschauen?
Lydia Frotscher: Das ist für mich tatsächlich ein wichtiges Thema und eine große Herausforderung. Wir versuchen Müll, Abgase, Energie- und Wasserverbrauch zu reduzieren, wo es geht. Mit cleverer Logistik, mit temporären sparsamen Bewässerungsanlagen, die wiederverwendet werden können. Auf dem Gelände arbeiten wir möglichst mit Elektrofahrzeugen und Elektrogeräten. Zudem versuchen wir, die Besucher*innen an das Thema Ökologie heranzuführen und auf Nachhaltigkeit aufmerksam zu machen.
Was sind Zukunftspfade für die kommenden Gartenschauen?
Lydia Frotscher: Wir müssen ganz stringent, deutlich und furchtlos den Weg weitergehen, den wir schon beschreiten. Also alles, was mit Klima- und Artenschutz zu tun hat, müssen wir weiter propagieren: dass Grünflächen wichtig sind für Städte, was sie fürs Klima und den Artenschutz bewirken, die Themen Schwammstadt und Entsiegelung von Flächen.
„Dieses ganze Thema Nachhaltigkeit und Ökologie, sei es jetzt der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln oder die Reduktion von chemischen Düngern und Torf, das ist überall präsent in der Gartenbaubranche. Die Umsetzung ist trotzdem schwierig, weil sich wirklich alle dafür sehr anstrengen müssen.“
Zur Person:
Lydia Frotscher, 39, ist Gartenbaumeisterin und -technikerin. Viele Jahre hat sie „hands on“ als Gärtnerin gearbeitet. Bei der BUGA Heilbronn 2019 arbeitete sie erstmals als Projektleiterin der „Gärtnerischen Ausstellungen – Freiland“. Anschließend hat sie die Bundesgartenschau 2023 in Mannheim koordiniert als gärtnerische Ausstellungsleiterin. Aktuell arbeitet sie im Ruhrgebiet als eine von zwei Ausstellungsbevollmächtigten der Deutschen Bundesgartenschau-Gesellschaft. Zusammen mit einem großen Team organisiert, plant und koordiniert sie die Internationale Gartenschau Metropole Ruhr 2027.
Foto: DBG
Autorin: Valeska Zepp
Titelbild: DBG