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Er setzt Maßstäbe bei der Bekämpfung des Eichenprozessionsspinners, richtet Fortbildungs­seminare aus, beteiligt die Mitarbeiter im Rahmen einer separaten GmbH am Maschinenpark und leistet auch sonst jede Menge Pionierarbeit. Kein Wunder, dass Eiko Leitsch in der Grünen Branche bekannt ist – weit über das Rhein-Main-Gebiet hinaus, in dem sein Baumpflegebetrieb ansässig ist.

Eiko Leitsch, Inhaber von Eiko Leitsch Baumpflege in Nauheim, ist viel unterwegs. Denn er ist nicht nur Baumpfleger, sondern auch Baummanager, Sachverständiger, Schädlingsbekämpfer, Bildungsanbieter, Mitentwickler von Regelwerken, Lehrbeauftragter an der Hochschule in Osnabrück, Referent auf Veranstaltungen, äußerst aktiver Netzwerker und eine nie versiegende Quelle neuer Ideen. Dem Geschäft hat seine Umtriebigkeit nie geschadet – im Gegenteil: „Das Zusammentreffen mit spannenden Menschen und die vielen Impulse haben die Entwicklung meiner Unternehmen gefördert“, ist sich Leitsch sicher. „Möglich war und ist das aber nur dank meiner phantastischen Frau und der tollen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die immer akzeptiert haben, dass ich viel fehle. Sie alle sind es von jeher gewohnt, eigenständig zu arbeiten und Verantwortung zu übernehmen.“

Umgekehrt profitieren die Angestellten von der stets stabilen Auftragslage und vom Erfindungsreichtum ihres Chefs. Denn der erlaubt es ihm, immer wieder neue Geschäftsfelder zu erschließen und innovative Arbeitsmethoden zu entwickeln – sei es das Baummanagement oder die fachkundige Bekämpfung des Eichenprozessionsspinners, der wir uns gleich noch näher widmen. „Das ist mein Naturell“, sagt er verschmitzt. „Ich habe immer Ideen.“ Damit hat er nicht nur seinen Baumpflegebetrieb immer weiterentwickelt, sondern auch das erfolgreiche Sachverständigenbüro Eiko Leitsch, das nun seit zwei Jahren von seinem Nachfolger geführt wird. Als reiche das noch nicht aus, war er an der Entstehung verschiedener weiterer Betriebe beteiligt. Und er gründete gemeinsam mit anderen die „Baumforen“: eintägige, für den Kunden kostenfreie Seminare zur gesamten Bandbreite baumpflegerischer Themen. Auf mittlerweile fünf Veranstaltungen im ganzen Bundesgebiet werden Fachthemen verständlich und topaktuell erklärt.

Zurzeit arbeitet der Unternehmer daran, Wege aufzuzeigen, wie sich Baumstandorte optimieren lassen. Insbesondere Stadtbäume sollen bessere Lebensbedingungen erhalten, um Widrigkeiten langfristig trotzen zu können. Dafür hat er jüngst ein Forschungsprojekt „an Land gezogen“, wie er sagt. Denn aufgrund der aktuellen Klimaveränderungen gewinnt das Thema rasant an Bedeutung, und die Zeit drängt.

„Ich habe immer Ideen. Das ist mein Naturell.“

Eiko Leitsch, Inhaber von Eiko Leitsch Baumpflege

Leitschs Betriebe profitieren von seinem Erfindungsreichtum.

Die Folgen des Klimawandels

A propos Klima: Das Gespräch mit Eiko Leitsch findet zufällig während eines heftigen Sturms statt, wie sie immer häufiger vorkommen. Eine Wetterlage, die gerade für Baumpfleger kritisch werden kann – insbesondere nach den zwei Hitzesommern, die den Baumbestand vielerorts geschwächt und ausgedünnt haben. An jenem Tag gab es im Rhein-Main-Gebiet, in dem der Betrieb tätig ist, zum Glück keine schweren Sturmschäden. Doch Stürme und andere Folgen des Klimawandels werden ihn und uns alle zunehmend beschäftigen. „2019 war in dieser Hinsicht ein Katastrophenjahr“, bestätigt Leitsch. „Die Fichten und andere Nadelbäume sterben in Massen, viele Baumarten können sich immer weniger gegen Schädlinge wie den Eichenprozessionsspinner, Rußrindenpilz oder Borkenkäfer wehren. Es wird immer krimineller. Und wer weiß, was da noch alles auf uns zukommt.“

Absaugen Eichenprozessionsspinner
Leitsch Baumpflege bei der Bekämpfung des Eichenprozessionsspinner

Die Bekämpfung des Eichenprozessionsspinners ist anspruchsvoll und erfordert neben spezieller Ausrüstung sehr viel Know-how.

Führend in der Bekämpfung des Eichenprozessionsspinners

Auf die Bekämpfung des Eichenprozessionsspinners hat sich Eiko Leitsch Baumpflege spezialisiert, seit er in Deutschland zu einer Plage wurde. Seit etwa 16 Jahren breitet sich der nachtaktive Schmetterling großflächig aus – und mit ihm unangenehme Hautreaktionen, Asthmaanfälle und schlimmstenfalls allergische Schocks, die die Brennhaare seiner Raupen ab dem dritten Larvenstadium beim Menschen auslösen können.

Immer mehr Regionen sind betroffen, Entwarnung wird es so schnell nicht geben. Denn anders als zum Beispiel beim Schwammspinner, der in Wellenbewegungen kommt und wieder geht, wurde beim Eichenprozessionsspinner noch nie der Zusammenbruch einer Population beobachtet. Das Ziel kann in diesem Zusammenhang nur sein, den Bestand auf einem möglichst konstanten Level zu halten. Schon das bedeutet, bezogen auf das Rhein-Main-Gebiet, dass Leitsch und seinem Team die Arbeit nie ausgeht. Zumal die Aufgabe etwas für Spezialisten ist: Die Bekämpfung des Schädlings ist anspruchsvoll und erfordert neben spezieller Ausrüstung sehr viel Know-how.

Befall durch Eichenprozessionsspinner
Eichenprozessionsspinner

Die Brennhaare der Raupen können unangenehme Hautreaktionen, Asthmaanfälle und schlimmstenfalls allergische Schocks auslösen.

Intensive Aufklärung zum Eichenprozessionsspinner

Wissen muss aber nicht nur bei den Baumpflegern vorhanden sein, die es mit den Raupen aufnehmen, sondern auch bei ihren Auftraggebern in den Städten und Gemeinden. Deshalb setzt Eiko Leitsch zusätzlich stark auf Aufklärung. Seit etwa 14 Jahren organisiert er kostenfreie Workshops zum Umgang mit dem Eichenprozessionsspinner.

Die Seminare zeigen Wirkung: Immer mehr Auftraggeber sind dazu bereit, die Schädlinge frühzeitig, das heißt im frühen Larvenstadium, zu bekämpfen. In dieser Phase sind noch Spritzmittel wirksam, nach Erfahrung von Eiko Leitsch die beste Methode gegen den Schädling. Verglichen mit der einzigen anderen Möglichkeit, dem mechanischen Absaugen der Raupen, ist das Spritzen wesentlich kostengünstiger und effizienter und zudem ausgesprochen wirkungsvoll.

Dass durch die eingesetzten Mittel die Umwelt möglichst wenig belastet wird, ist ihm dabei wichtig. Deshalb bevorzugt er zwei biologische Abwehrmittel: den Bazillus thuringiensis und kleine Fadenwürmer namens Nematoden, die auch im biologischen Landbau genutzt werden. „Wenn der Bazillus thuringiensis richtig eingesetzt wird, erreichen wir damit eine sehr hohe Mortalitätsrate“, berichtet Leitsch. „Er hat allerdings einen Nachteil: Das behandelte Gebiet muss acht bis 48 Stunden abgesperrt werden. Bei großen Straßen, zum Beispiel, ist das oft nicht machbar.“ Am liebsten spritzt der Betrieb deshalb mit Nematoden, die zwar etwas teurer sind, dafür aber unkompliziert einsetzbar, sehr wirkungsvoll und äußerst umweltschonend.

„Viele Baumarten können sich immer weniger gegen Schädlinge wie den Eichenprozessionsspinner, Rußrindenpilz oder Borkenkäfer wehren. Es wird immer krimineller. Und wer weiß, was da noch alles auf uns zukommt.“

Bekämpfung des Absaugen Eichenprozessionsspinners

Im frühen Larvenstadium sind noch Spritzmittel wirksam. Eiko Leitsch ist es dabei wichtig, dass die eingesetzten Mittel die Umwelt möglichst wenig belasten.

Biologische versus mechanische Bekämpfung

Die Bekämpfung der Raupen startet je nach Witterung etwa Mitte bis Ende April. Dann bleibt für die Spritzmethode ein Zeitfenster von fünf bis sechs Wochen. Danach erreichen die Raupen das dritte Larvenstadium und können nur noch mechanisch bekämpft werden. Das bedeutet: Sie werden unter Einsatz von Hubsteigern, Industriesaugern und einer sehr umfangreichen Schutzausrüstung von den Bäumen abgesaugt. „Das sollte nur im Notfall gemacht werden, denn Kosten und Aufwand sind enorm hoch“, erklärt Eiko Leitsch. „Außerdem ist es auf Deutsch gesagt eine große Schweinerei, die ich meinen Mitarbeitern ungern zumute.“ Selbst die Ganzkörper-Schutzausrüstung kann nicht verhindern, dass Nacken oder Handgelenke mit den Brennhaaren in Berührung kommen und juckende Hautausschläge davontragen.

Deshalb ist er froh, dass die meisten Auftraggeber in seinem Einzugsgebiet sich mittlerweile für die Bekämpfung im frühen Stadium entscheiden. „Und wenn nicht, geht’s über den Leidensdruck“, schmunzelt er. „Wenn eine Kommune erst einmal abwarten möchte und dann mit einer massiven Kontamination, großer medialer Aufmerksamkeit und hohen Kosten konfrontiert wird, setzt das Umdenken automatisch ein.“

Kampf um Zulassungen

Vorausgesetzt, die Mittel, die gespritzt werden sollen, sind auch zugelassen. Das war nicht immer der Fall. Zum Beispiel gab es für den Bazillus-thurigiensis ein Jahr lang keine Zulassung gemäß der Biozidverordnung, die in Deutschland neben dem Pflanzenschutzgesetz dafür zuständig ist. Leitsch machte sich gemeinsam mit Kollegen für eine Notzulassung stark. Jetzt ist der Bazillus sowohl laut Pflanzenschutzgesetz als auch laut Biozidverordnung längerfristig zugelassen.

Ähnlich bei den Nematoden, die sein Betrieb als erster in Deutschland eingesetzt hat. Hier gab es zunächst große Probleme mit der zuständigen Behörde, dem Bundesamt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, das keine Zulassung erteilen wollte. Eiko Leitsch erwirkte schließlich gemeinsam mit dem Verband und dem Hersteller bei der EU-Kommission, dass der Nützling nicht zulassungspflichtig ist und somit eingesetzt werden darf.

„In den Niederlanden wird schon viel länger auf Nematoden gesetzt“, erklärt Leitsch. Dort gibt es aber auch eine zentrale Stelle, die sich um das Thema Eichenprozessionsspinner kümmert und damit auskennt. In Deutschland ist das nicht der Fall. Hier wären theoretisch die Veterinärmediziner zuständig, die wissen aber gar nichts darüber. Das ist einer der Gründe, warum die Schulungen für unsere Auftraggeber so wichtig sind.“

Absaugen des Eichenprozessionsspinners durch Leitsch Baumpflege
Absaugen des Eichenprozessionsspinners

Erreichen die Raupen das dritte Larvenstadium, können sie nur noch mechanisch bekämpft werden.

Mitarbeiter als Geräte- und Maschineneigner

Zu den Pionieren gehört Eiko Leitsch auch bei einem anderen Thema, der Gründung einer Mitarbeiterbeteiligungsgesellschaft für die Maschinen des Betriebs. In diesem Fall stammt die Idee nicht von ihm selbst, sondern vom Tief- und Straßenbauunternehmen Heitkamp & Hülscher in Stadtlohn. Als er einen Vortrag von Hülscher darüber hörte, erkannte Leitsch sofort das große Potenzial: „Ich habe direkt gesagt: Das müssen wir machen!“. Gesagt, getan: Er erwarb das Vertragswerk, und am 1. Januar 2016 ging die Team GmbH an den Start. Seitdem entwickelt sie sich zu einer wahren Erfolgsgeschichte, mit der Chef und Mitarbeiter „superzufrieden“ sind.

Und so funktioniert die Team GmbH: Die Unternehmensanteile werden je zur Hälfte von den Mitarbeitern und von Eiko Leitsch, der auch hier Geschäftsführer ist, gehalten. Nach zwei Jahren Betriebszugehörigkeit kann jeder Teilhaber werden. Diese Option haben bislang sämtliche Mitarbeiter genutzt, sogar die Teilzeitkräfte. Denn das Modell bietet ihnen jede Menge Vorteile und kaum Risiken: Die einmalige Einlage in Höhe von 2.500 Euro wird, wenn gewünscht, als zinsloses Darlehen gestellt. Mit diesem Geld kauft die Team GmbH Geräte und Maschinen, die sie an die Eiko Leitsch Baumpflege e.K. vermietet. Die Mitarbeiter sind somit direkt am Erfolg der Baumpflege beteiligt.

Heute gehören (noch) nicht alle Fahrzeuge und Geräte des Baumpflegebetriebs der GmbH, aber immer, wenn Geräte ausgetauscht werden, kommt ein neues hinzu. Und natürlich achtet das Team im Arbeitsalltag darauf, dass die Maschinen der Team GmbH eingesetzt und dass sie gut gepflegt und gewartet werden. „Bei den Mitarbeitern entwickelt sich dadurch unternehmerisches Denken“, berichtet Leitsch. „Das sieht man auch in den Teamsitzungen, in denen intensiv darüber diskutiert wird, ob sich bestimmte Investitionen rentieren.“

Die Hälfte des Gewinns, der mit der Vermietung erzielt wird, geht anteilig an alle Gesellschafter über, die andere Hälfte bleibt im Unternehmen. Jeder haftet nur in Höhe seiner Einlage, und die ist durch den Wert der Maschinen und Geräte zuverlässig abgesichert. Das Eigenkapital erzielt gute Rendite: Für die jeweils 2.500 Euro Einlage gab es bislang 1.000 Euro Ausschüttung pro Jahr. Diesen Gewinn können sich die Mitarbeiter auszahlen lassen, bisher haben sich aber alle dafür entschieden, ihr Kapital in der GmbH zu belassen. Dort dient es nicht zuletzt der Altersvorsorge: Wenn ein Mitarbeiter Leitsch Baumpflege verlässt, scheidet er auch aus der Beteiligungsfirma aus und erhält dann seine Einlage zuzüglich der angesammelten Gewinnanteile.

Dank dieser geballten Vorteile ist die Team GmbH auch ein gutes Argument für die Gewinnung neuer Mitarbeiter und trägt ihren Teil dazu bei, die Fluktuation gering zu halten.

https://eiko-leitsch.de/

Das Team achtet im Arbeitsalltag darauf, dass die Maschinen der Team GmbH eingesetzt und dass sie gut gepflegt und gewartet werden.

Leitsch Baumpflege

Die Mitarbeiterbeteiligungsgesellschaft für die Maschinen des Betriebs ist ein Erfolgsgeschickte, mit der Chef und Mitarbeiter sehr zufrieden sind.

Ein echter „Verbandsmensch“

Seine Erfahrungen mit innovativen Projekten wie diesem teilt Eiko Leitsch gerne – auch im Rahmen seiner ehrenamtlichen Mitarbeit im Verband. So war er viele Jahre Präsident des Landesverbands Hessen-Thüringen und Vize-Präsident des Bundesverbands sowie dort sieben Jahre im Präsidium. „Ich bin Verbandsmensch durch und durch“, sagt er. „Alleine bin ich nur der kleine Baumpfleger. Alles, was ich mir über die Jahre erarbeitet habe, war nur durch die Vernetzung mit anderen möglich. Im Verband profitieren alle ohne Ende.“

Die Dankbarkeit beruht auf Gegenseitigkeit. Ohne die zahllosen innovativen Projekte, die Eiko Leitsch entwickelt und vorantreibt, wäre die Grüne Branche ärmer. Auch sein aktuelles Engagement zur Verbesserung von Baumstandorten verspricht hochinteressant zu werden. Wir sind schon gespannt!

Veröffentlicht am 06.04.2020
Marco Wolpert2020-12-03T16:33:34+01:00
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