Betriebliche Nachfolge? Geregelt.
Schon vor über 10 Jahren hat der Essener GaLaBau-Unternehmer Thomas Banzhaf (61) begonnen, seine betriebliche Nachfolge zu regeln. So viel Zeit war nötig, davon ist der BGL-Vizepräsident überzeugt – obwohl von Anfang an die „Chemie“ mit dem Wunschkandidaten stimmte und beide sich schnell einig waren. Mittlerweile ist Banzhafs Nachfolger im Unternehmen als Geschäftsführer tätig. Dadurch hat der erfahrene branchenpolitische Ehrenamtler den Rücken frei für neue Aufgaben: Denn im September 2023 bewirbt er sich um ein neues Amt …
40 Prozent der Inhaber*innen kleiner und mittelständischer Unternehmen (KMU) in Deutschland wollen in den nächsten 10 Jahren in Rente gehen. Doch viele von ihnen haben noch nicht mit der Nachfolgersuche begonnen. Thomas Banzhaf aber hat genau das schon vor vielen Jahren getan.
Herr Banzhaf: Seit wann stand für Sie fest, wer Ihr Nachfolger wird – und wie kam es dazu?
Thomas Banzhaf (TB): Das ist 10 Jahre her. Im Rahmen der Techniker-Ausbildung bewarb sich ein interessanter junger Mann als Praktikant bei uns. Vorher hatte er erfolgreich eine Ausbildung und Gesellenjahre im GaLaBau absolviert. Christian Weinert, damals Anfang 30, war strukturiert, zielstrebig und zuverlässig. Ich hatte da schnell ein richtig gutes Gefühl und habe sehr viel Potenzial in ihm gesehen. Und schließlich kam er auch aus Essen, und die Chemie stimmte.
„Es ist ganz wichtig, dass man nach und nach loslassen kann. Man muss kooperativ mit der künftigen Nachfolgerin oder dem künftigen Nachfolger zusammenarbeiten, sich gemeinsam Gedanken machen und ein Konzept ausarbeiten, mit Rechts- und Steuerberatung – und am besten auch einer Unternehmensberatung.“
Vom Praktikanten zum künftigen Geschäftsführer
Vom Praktikanten zum künftigen Geschäftsführer ist es dann aber sicher noch ein recht langer Weg gewesen. Wie ging es weiter?
TB: Am Ende eines Praktikums führe ich immer ein Abschlussgespräch: Da habe ich ihn dann gefragt, was er nach der bestandenen Prüfung vorhat. Seine Antwort: Dann mache ich mich im GaLaBau selbstständig.
Schon damals war klar: Ich werde keine Nachfolge aus der Familie haben, meine Tochter wollte einen anderen beruflichen Weg einschlagen. Deshalb habe ich ihn sehr direkt gefragt, ob er sich vorstellen könnte, meine Firma in 10 Jahren zu übernehmen. Anschließend haben wir uns für vier Wochen später verabredet. Und da stand er dann, ohne weitere Rückmeldung, pünktlich im Büro. Ich weiß noch, dass er sagte, mein Vorschlag würde ihn ehren und er könnte sich das sehr gut vorstellen.
„Dass ich mich so einbringen kann für unsere Branche und den Beruf, das macht mein Nachfolger möglich.“
„Nutzt bei der Vorbereitung eines Nachfolge-Konzeptes unbedingt die Expertise einer Unternehmensberatung!“
Was war nötig, um diese geplante Partnerschaft „in trockene Tücher“ zu packen?
TB: Ich habe damals ein Seminar zur Unternehmensnachfolge bei meinem Landesverband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau Nordrhein-Westfalen e. V. (VGL NRW) belegt, das kam genau zur rechten Zeit. Da war auch ein Unternehmensberater dabei, dem ich unser Nachfolge-Konzept vorgelegt habe. Zwar hat er mir bestätigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Gleichzeitig hatte er aber auch wichtige Hinweise, mit deren Hilfe wir das Ganze optimieren konnten. Das war wirklich wertvoll!
Wir haben uns regelmäßig zu dritt zusammengesetzt. Jetzt sind wir fertig, alles ist betrieblich, steuerlich und notariell geregelt. Ich rate Kolleg*innen in einer ähnlichen Situation: Nutzt bei der Vorbereitung so eines Nachfolge-Konzeptes unbedingt die Expertise einer Unternehmensberatung!
Wie lange es dauert, eine Nachfolge zu regeln, hängt natürlich von vielen Faktoren ab. Aber man sollte nicht unterschätzen, dass es einen langen Atem braucht, um sowohl Mitarbeiter*innen als auch Kund*innen mitzunehmen. Schließlich ist ja das Ziel, dass die Mannschaft und die Auftraggeber*innen dem Betrieb treu bleiben, auch wenn die Geschäftsführung wechselt. Ich empfehle daher aus eigener Erfahrung: Wer seine Nachfolge zuverlässig und sicher regeln will, sollte schon 10 Jahre vor dem Wunschtermin mit den ersten Vorbereitungen starten.
„GaLaBau ist Outdoorsport, oft Extremsport. Dabei verfügen wir mittlerweile über so viele Maschinen und technische Hilfsmittel, dass es viele der früher belastenden Arbeiten heute nicht mehr gibt“
„Wir müssen junge Menschen motivieren, Betriebe zu übernehmen!“
Viele Ihrer Kolleg*innen und mehrere hunderttausend kleine und mittelständische Inhaber*innen in Deutschland möchten im aktuellen Jahrzehnt in Rente gehen, haben aber ihre Nachfolge noch nicht geregelt. Wer hat da was „verschlafen“?
TB: Wir müssen junge Menschen motivieren, Betriebe zu übernehmen. Dafür müssen die Themen Nachfolge und Selbstständigkeit stärker in die Meister- und Technikerausbildung integriert werden. Wenn wir da heute fragen, wie viele der Absolvent*innen sich mal selbstständig machen wollen, dann sagen nur 10 Prozent „ja“ – viel zu wenig!
Im Rahmen der Fortbildung sollten – wie hier bei uns in Essen – regelmäßig ERFA*-Start-up-Gruppen (Anmerkung der Redaktion: ERFA=Erfahrungsaustausch) entstehen mit einem zusätzlichen Angebot für junge Menschen, die sich selbstständig machen möchten: mit Wissen zu rechtlichen und steuerlichen Fragen, zum Businessplan, zu Finanzierung, Verhandlung mit Banken und BWL von Marketing bis Personalmanagement. Im Rahmen solcher Start-up-Gruppen sollten GaLaBau-Verbände eingebunden sein. Das lohnt sich für beide Seiten: Schließlich sind künftige Jungunternehmer*innen die Neu-Mitglieder von morgen.
In NRW ist das Thema „Start-up“ heute festes Wahlpflichtfach. Da können gründungsaffine Schüler*innen eine Nachfolge-Börse aufbauen, wo Unternehmen dann ihren Betrieb vorstellen und Nachfolge-Interessierte kennenlernen können.
Generell ist das Thema Unternehmensnachfolge in Deutschland deutlich überbürokratisiert, voller Hindernisse und sehr komplex. Darüber würde ich gern mal mit unserem Bundeswirtschaftsminister sprechen, zum Beispiel über eine „Taskforce Unternehmensnachfolge/-gründung“.
„Ich nehme das Thema Nachhaltigkeit ernst und will auch meinen persönlichen Beitrag dazu leisten. Gerade durch das Ehrenamt als BGL-Vizepräsident bin ich deutschlandweit viel unterwegs – mit dem ICE komme ich oft schneller voran und verbessere meine persönliche CO2-Bilanz. Mittlerweile mag ich es, so zu reisen.“
Neue Jobperspektive 2023: BGL-Präsident
Im September bewirbt sich Thomas Banzhaf um das Amt des BGL-Präsidenten. Ehrenamtlich engagiert er sich für den GaLaBau schon seit über 20 Jahren: Von 2003 bis 2011 leitete er den größten NRW-Bezirksverband, verstärkte ab 2010 auch das NRW-Präsidium im Ressort Tarifausschuss. Seit Herbst 2017 ist er BGL-Vizepräsident und Schatzmeister.
Gleichzeitig ist Banzhaf stellvertretender Vorsitzender im Beirat einer Unteren Naturschutzbehörde, Mitglied im Beirat der IHK-Vollversammlung Essen und seit über 10 Jahren Vorsitzender des Fördervereins Bildungszentrum Gartenbau Essen. „Landschaftsgärtner*innen müssen in vielen Gremien und Institutionen vertreten sein, damit unsere Branche wahrgenommen wird“, so Banzhaf. „Dass ich mich so einbringen kann für unsere Branche und den Beruf, das macht mein Nachfolger möglich.“
Thomas Banzhaf: persönlich
Geboren am 11. Oktober 1961 in Essen-Altendorf, blieb er der Stadt privat und beruflich treu. Heute ist sein GaLaBau-Unternehmen in Essen-Borbeck ansässig, und dort wohnt er auch, in direkter Nachbarschaft zum Borbecker Schloss. Der leidenschaftliche Hobby-Taucher hat eine erwachsene Tochter.
„Eigentlich wollte ich mal Lehramt studieren und später Sport und Geschichte unterrichten “, erzählt Banzhaf. Zum Glück überbrückte er eine Wartezeit zum Wunschstudienplatz in einem GaLaBau-Betrieb und fand dort seine Berufung. Denn sein Ausbildungsbetrieb erwies sich als „Glücksgriff“: „Dort wurde ich gut gefördert, konnte bei spannenden Projekten mit großem Volumen mitarbeiten“, erinnert sich Banzhaf. Die körperliche Arbeit im Freien, die Gestaltung von Gärten und Landschaft mit Pflanzen und Maschinen – der Beruf faszinierte den sportlichen jungen Mann.
„GaLaBau ist Outdoorsport, oft Extremsport. Dabei verfügen wir mittlerweile über so viele Maschinen und technische Hilfsmittel, dass es viele der früher belastenden Arbeiten heute nicht mehr gibt“, resümiert Banzhaf im Rückblick auf 30 Jahre GaLaBau. Und spricht sich im selben Atemzug für mehr Chancen für Frauen im GaLaBau aus.
Nach sechs Jahren in verschiedenen GaLaBau-Betrieben und dem Grünflächenamt in Oberhausen war sein Wunsch nach Selbstständigkeit so stark, dass der junge Landschaftsgärtner als „Externer“ in kürzester Zeit neben dem Beruf die Meisterschule absolvierte. Kaum hatte er seinen „Gärtnermeister, Schwerpunkt GaLaBau“ in der Tasche, meldete er seine Selbstständigkeit an. Was damals als Ein-Mann-Betrieb mit Schwerpunkt Privatgärten begann, ist zwischenzeitlich auf ein Unternehmen mit 30 Mitarbeiter*innen gewachsen.
1.000 grüne Dächer für Essen
Heute ist das Kerngeschäft von Banzhaf-Gartenbau öffentliches und gewerbliches Grün: „Wir haben uns spezialisiert auf GaLaBau-Leistungen für Senioren- und Pflegeheime, Krankenhäuser, den Wohnungsbau“, so Banzhaf. Aktuell ist ein Schwerpunkt des Betriebs das Programm „1.000 grüne Dächer in Essen“ der Allbau AG. Die Wohnungsbau-Gesellschaft will mit einer großen Zahl professionell begrünter Dächer auf ihren Immobilien im Ruhrgebiet ein Zeichen setzen und beauftragte die Mannschaft der Banzhaf Gartenbau GmbH mit der Umsetzung. Das Projekt startete Mitte 2021 – im Juni 2023 waren bereits 500 Dächer begrünt.
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Autorin: Katrin Block
Fotos: Martin Rottenkolber