Vom CAD-Entwurf zum Blumenbeet
Ein digitaler GaLaBau-Betrieb in Hessen
Wer digital akribisch plant, kann handwerklich exakt umsetzen. Das gilt auch im Garten- und Landschaftsbau. Sebastian Kretz folgt diesem Prinzip in seinem Unternehmen erfolgreich. Schon auf der Website des GaLaBau-Betriebes im hessischen Dillenburg gibt es viel zu staunen: Große Maschinen, Elektronik und lebendige Gartengestaltung fügen sich ineinander. Unter dem Motto „Draußen stilvoll leben“ schaffen Kretz und sein Team seit über einem Jahrzehnt grüne Wohnlandschaften unter freiem Himmel.
„Unsere Firma ist fast komplett digitalisiert!“ Die Freude über diesen Satz merkt man Sebastian Kretz an. Seit Kurzem ist auch der Posteingang papierlos. Die Ordner liegen schlank auf einem Server; so hat das Team einen schnellen Zugriff über Tablets, Rechner oder Handys. Dadurch bleibt Geschäftsführer Kretz mehr Zeit für den Außeneinsatz: 90 Prozent seines Arbeitstags verbringt er auf der Baustelle, zusammen mit seinem Team. So arbeitet er gern.
Die überwiegend sehr jungen Leute seien begeistert von der modernen Technik, sagt Kretz. Ihre Berichte schreiben sie auf dem Tablet, Stundenerfassung und Baustellenplanung laufen über eine App: „Damit können sich alle identifizieren, und es macht sogar Spaß. Lediglich zwei ältere Mitarbeiter haben neben dem Tablet noch ihren Collegeblock dabei. Auch das ist kein Problem.“
Effektive Abläufe durch Automatisierung
Bei den digitalen Lösungen arbeitet Kretz mit der Firma Dataflor zusammen. „Über Software-Module lässt sich das System gut erweitern. 2014 haben wir mit digitalen Tagesberichten angefangen, dann kamen digitales Aufmaß, Beacons* sowie die Fahrzeug- und Geräteortung per GPS-Sensoren dazu. Seit 2021 haben wir eine Schnittstelle zur Finanzbuchhaltung, und die Daten fließen direkt ans Steuerbüro.“ *(kleine Sender, die Signale an andere Geräte in der Nähe senden können; Anm. d. Red.)
Die Digitale Bauakte
Die Digitale Bauakte ist fest im Unternehmen integriert. „Mit einem Suchbegriff finde ich alles. Bei der Abrechnung passieren weniger Fehler. Das zeigt der Kundschaft: Wir sind organisiert, wir können Fragen schnell beantworten, wir haben eine lückenlose Dokumentation. Ich bin sicher, dass das eine positive Rolle spielt.“ Und noch ein weiteres „Highlight“ wartet auf die Kundinnen und Kunden: Dank der 3D-Planungssoftware können sie vorab mit einer Virtual-Reality-Brille durch ihren zukünftigen Garten laufen. Natürlich gibt es dazu noch einen Film zum Teilen auf dem Handy.
Computergestützte Technik im GaLaBau
Seit seiner Ausgründung aus dem väterlichen Betrieb vor gut zehn Jahren hat Sebastian Kretz auf computergestützte Technik gesetzt. Auftraggeber*innen bekommen über die Firmenwebsite einen passwortgeschützten Zugang, über den sie ihre Unterlagen und Entwürfe finden. „Wir haben mittlerweile wohl jedes bisschen Gartenbautechnik außer einer 3D-Baggersteuerung. Und die brauchen wir aktuell noch nicht.“
Darüber hinaus ist der Fuhr- und Gerätepark auf die unterschiedlichen Bodenverhältnisse vor Ort ausgelegt: „An unserem Standort haben wir eine bis zu fünf Meter dicke Lehmschicht, einen Ort weiter leicht löslichen Faulfels. Bei Lehm brauchen wir nicht mit wasserdurchlässigen Belägen zu arbeiten, die macht der Frost wieder kaputt. In den Ausläufern des Westerwalds zum Beispiel können wir Mauern und Stufen aus dem heimischen Basalt bauen. Das ist eine große Vielfalt.“
Betrieb in 3. Generation
Wenn Sebastian Kretz mit seinem Großvater telefoniert, sind beide dankbar dafür, wie sich das Unternehmen über die Jahrzehnte entwickelt hat. „Mein Großvater ist mittlerweile 92. Bei seiner Gründung 1955 ging alles mit weniger Hilfsmitteln und Maschinen – und war damit körperlich viel anstrengender.“ Enkel Sebastian hatte sich zunächst auf den Bau beschränkt. Inzwischen betreut sein jüngerer Bruder Stefan zwei Kolonnen für Gartenpflege; der Betrieb ist breiter aufgestellt und kann komplexe Aufträge komplett übernehmen. Ein weiterer Kollege ist für CAD (computergestütztes Erstellen von Zeichnungen) und Realisierung bzw. Aufmaße und Bauleitung zuständig.
Mundpropaganda und Social Media: das Team als Markenbotschafter
Anfang 2023 hatte Kretz Garten- und Landschaftsbau inklusive Aushilfen 21 Angestellte. Im Sommer werden es fünf Auszubildende sein. Demzufolge habe das Unternehmen keine Nachwuchssorgen, sagt Sebastian Kretz: „Hier auf dem Dorf kennen sich alle, wir machen viel in der Schule, beim Fußball, in der Jugendarbeit.“ Am Anfang habe er die Wirkung der Azubis und Angestellten als Markenbotschafter*innen noch unterschätzt: „Die Azubis vergleichen in der Berufsschule die Arbeitsweisen und Ausstattung ihrer Betriebe. Bei so manchem Kommentar hört man raus, dass sie ein bisschen stolz darauf sind, bei uns zu arbeiten.“ Auf Social Media werden – auch auf Wunsch des Teams - immer wieder Beiträge zum Arbeitsalltag geteilt.
Zufriedenes Team, zufriedene Kundschaft
Fortbildungen und Schulungen helfen, die Zufriedenheit im Team zu steigern. Auch hier spielt Planung eine Rolle: „Wir bieten möglichst gute Zukunftsaussichten und entwickeln gemeinsam ein langfristiges Konzept.“ Der Betrieb punktet bei Interessierten mit Angeboten wie einem Firmenwagen, Jobfahrrad oder Unterstützung beim Leasing. Kretz ermöglicht den Azubis möglichst jeden Lehrgang und integriert sie von Anfang an ins Team. Immer wieder machen einige beim Landschaftsgärtner-Cup mit.
„Wir haben wirklich super Zuwachs“
Auf der Website fällt die christliche Prägung des Unternehmens auf. „Bisher haben wir nur Positives dazu gehört. Mir ist es vor allem wichtig, christliche Werte zu leben und an mein Team aber auch an die Kundschaft und Lieferantinnen und Lieferanten weiterzugeben. Vor einigen Jahren arbeitete ein eher rauer Charakter bei uns, der sagte schließlich: ‘Ihr macht noch einen besseren Menschen aus mir!‘“
Feedback für Mitarbeiter und Chef
Da der Chef selbst den Großteil seiner Arbeitszeit auf der Baustelle verbringt, bekommt er die Themen und Stimmung im Team schnell mit. Eben diese Nähe ist Kretz wichtig. Mindestens einmal im Jahr führt er mit allen ein persönliches Mitarbeitergespräch, Feedback für ihn selbst inklusive. Auch beim gemeinsamen Jahresauftakt sind Verbesserungsvorschläge Standard. „Das ist einerseits eine Herausforderung, denn ich muss mir natürlich auch mal Kritik anhören. Andererseits mag ich es, Lösungen gemeinsam zu erarbeiten oder meine unternehmerische Sicht zu erklären.“
„Dieser Zusammenhalt bei uns im Unternehmen ist schon etwas Besonderes. Wir unternehmen viel, machen Ausflüge, grillen einmal im Monat zusammen.“
Aus Sicht der Kundschaft denken
Ist die Stimmung im Team gut, stimmt auch die Atmosphäre vor Ort, stellt Sebastian Kretz fest. „Neulich wurde ein altes Haus komplett saniert. Wir waren wie so oft das letzte Gewerk bei der Abnahme. Als wir am Küchentisch saßen, sagten die Kunden, sie seien froh, dass alle wieder weg sind. Nur bei uns seien sie traurig, dass wir nicht so bald wieder kommen.“
Das liegt wohl auch an dem besonderen Servicefaktor: Da wird zum Beispiel die Baustelle jeden Tag sauber hinterlassen. „Kundenlob motiviert, nächstes Mal noch besser abzuliefern. Ein Kunde oder eine Kundin kann oft nicht beurteilen, ob wir fachlich richtig gearbeitet haben. Doch wenn er oder sie nach einem langen Arbeitstag nach Hause kommt und sich unseretwegen freut: Dann haben wir etwas richtig gemacht.“
Mittlerweile hat der GaLaBau-Betrieb Kretz je zur Hälfte gewerbliche und private Kundschaft. „Wir arbeiten gut mit zwei Generalunternehmern zusammen. Privatkundschaft ermöglichen sehr hochwertige Gärten, erfordern allerdings viel Betreuungsarbeit im Hintergrund. Die leisten wir gerne, mögen allerdings den Mix.“
Das Unternehmensziel? Da muss Sebastian Kretz nicht lange nachdenken: „Wenn die Leute lieber draußen leben als drinnen, dann haben wir unser Ziel erreicht!“
„Kundenlob motiviert, nächstes Mal noch besser abzuliefern. Ein Kunde oder eine Kundin kann oft nicht beurteilen, ob wir fachlich richtig gearbeitet haben. Doch wenn er oder sie nach einem langen Arbeitstag nach Hause kommt und sich unseretwegen freut: Dann haben wir etwas richtig gemacht.“
Linktipp:
Autorin: Britta Freith
Fotos: Martin Rottenkolber