Potsdamer Gärten – die „Preisabräumer“

Die Potsdamer Gartengestaltung GmbH ist auf individuell gestaltete Privatgärten spezialisiert. Mehrere davon erhielten die Auszeichnung „Gärten des Jahres“. Damit nicht genug: Auch im sozialen Bereich konnte der GaLaBau-Betrieb etliche Preise abräumen – ob in puncto Familienfreundlichkeit oder Ausbildungsqualität. Neben professionellem Können tragen auch ein „Betriebs-Knigge“ und eine kluge Marketingstrategie zum Erfolg bei.

Als Jens Biewendt Anfang der 1990er Jahren einem „Ruf“ nach Potsdam folgt, ist das der Beginn einer steilen Erfolgsgeschichte. Eine Hamburger Wohnungsbaufirma sucht kurz nach der Wende einen GaLaBau-Partner für umfangreiche Wohnvorhaben in der brandenburgischen Landeshauptstadt. Die Firma Biewendt erhält den Zuschlag und eröffnet neben dem Hauptsitz in Hamburg eine Niederlassung in Potsdam. Die gestaltet vor allem Außenanlagen für Ein- und Mehrfamilienhäuser. Aufträge kommen auch aus Berlin, das kurz nach dem Mauerfall einer Großbaustelle gleicht, unter anderem vom Auswärtigen Amt, der Wasserstadt Spandau, der Niederlassung von Motorola in Berlin-Tegel.

Von der Elbe an die Havel

Die Auftragsbücher von Jens Biewendt sind randvoll, das Unternehmen wächst. Die Biewendts fühlen sich wohl in Brandenburg, geben ihren Hamburger Firmen- und Wohnsitz auf und übersiedeln komplett nach Potsdam. 30 Mitarbeiter*innen zählt das Unternehmen in dieser Zeit, heute sind es um die 80. Darunter sind etliche aus anderen Gewerken, um die anspruchsvollen Projekte und den Kundendienst komplett abdecken zu können: Fachleute für Elektrik, Holzverarbeitung, Tischlerarbeiten, Be- und Entwässerung, Landschaftsarchitektur. Ohne diese Schnittstellen, so Biewendt, sei sein GaLaBau-Betrieb heute nicht mehr denkbar. Inzwischen liegt der Firmensitz in Werder an der Havel, 30 Kilometer von Potsdam entfernt. Von hier aus deckt die Potsdamer Gartengestaltung GmbH den gesamten Raum Berlin-Brandenburg ab. Zudem gibt es Niederlassungen in Berlin-Karow, Berlin-Köpenick und auf dem Darß in Wiek, Mecklenburg-Vorpommern. Inzwischen liegt der Fokus, wie in den Anfängen, wieder auf Privatgärten.

Die Zielgruppenanalyse gehört in jede Marketingstrategie

Allerdings setzt Jens Biewendt bei seinem aktuellen Portfolio auf Diversifikation. Vor Jahren hat er mit seinem Team Zielgruppen analysiert, Ziele formuliert und daraus eine Marketingstrategie entwickelt. Die umfasst neben den von einer Marketingfachfrau betreuten Social-Media-Aktivitäten bei Instagram und Facebook auch einen suchmaschinenoptimierten Webauftritt. All das zahlt sich aus: Vor etwa 15 Jahren hatte der Betrieb rund 50 Kundenanfragen im Jahr, heute sind es 50 im Monat. „Wir beobachten genau, was unsere Kundinnen und Kunden wollen und was gerade im Trend liegt“, sagt der gelernte Garten- und Landschaftsbaumeister. „Die Menschen hier auf dem Land haben andere Wünsche und Ansprüche als die in Potsdam oder Berlin. Auf dem Land verfügen viele über große Gärten, in der Stadt müssen Gärten aus Platzgründen oft aufs Dach.“

Dachgärten steigern die Lebensqualität in Städten

Dachgärten liegen in Städten mit knappem Wohnraum im Trend. Für ihr Projekt „Über den Dächern Berlins“ hat die Potsdamer Gartengestaltung GmbH die Auszeichnung „Gärten des Jahres 2023“ erhalten. Auch ihr Projekt „Waldgarten mit Geschichte“ ist unter den Preisträgern, beide zählen damit zu den vom Callwey Verlag regelmäßig ausgelobten 50 schönsten Gärten im deutschsprachigen Raum. Für den Dachgarten konnte eine kleine Fläche dank extensiver Bepflanzung, Trittplatten sowie in Kübeln wachsender Gehölze und Blühstauden in ein artenreiches Kleinod verwandelt werden. „Dachgärten sind nicht nur schön, sie verbessern auch die Lebensqualität der Menschen und das Mikroklima in der Stadt“, schwärmt Jens Biewendt, „und sie schaffen Raum für Insekten.“ Deshalb weisen seine Mitarbeiter*innen in Kundengesprächen auch auf öffentliche Förderprogramme hin, in Berlin etwa „GründachPLUS“.

Preisträger bei vielen Garten-Wettbewerben

Mittlerweile kommt die Potsdamer Gartengestaltung GmbH auf fünf Auszeichnungen beim Wettbewerb „Gärten des Jahres“. Dazu kommen der silberne „Schwimmbad-Oscar“ des internationalen bsw-Awards 2019 (Bundesverband Schwimmbad und Wellness e.V.), die Auslobung unter den schönsten Gärten im Land Brandenburg 2021 für den Garten „Yoga im Grünen“ und der Biotop Design Award 2022 in der Kategorie „Swimming Pond“.

„Betriebs-Knigge“ für wertschätzende Umgangskultur

An ihre ersten Berufsjahre vor der Selbstständigkeit erinnern sich Jens und Sabine Biewendt mit gemischten Gefühlen. Deshalb war sich das Unternehmerpaar schnell darüber einig, in ihrem Betrieb eine moderne Führungskultur einzuführen. „Ein Unternehmen kann man heute nicht mehr führen wie vor 50 Jahren“, sagt Jens Biewendt. „Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wollen mitgestalten. Sie wollen Wertschätzung für ihre Arbeit erfahren.“ Wie eine wertschätzende Kommunikation auf Augenhöhe gestaltet werden kann, damit befasste sich 2016 eine Gruppe von Mitarbeiter*innen in verschiedenen Workshops. Dabei haben sie ein Leitbild und eine Unternehmensphilosophie entwickelt, langfristige Ziele festgelegt und alles in ein Handbuch gepackt – den „Betriebs-Knigge“. „Alles kam auf den Prüfstand. Wir wollten wissen, was wir verbessern könnten, um gemeinsam miteinander zu wachsen“, erinnert sich Jens Biewendt. Zugleich räumt er ein, dass es Mut brauche, um Konflikte und Verstöße gegen die miteinander vereinbarten Umgangsregeln offen anzusprechen.

Weitere Auszeichnungen für Familienfreundlichkeit und Ausbildungsqualität

Mittlerweile hat sich die Einführung einer wertschätzenden Unternehmenskultur mehrfach ausgezahlt: 2022 erhielt der GaLaBau-Betrieb den Unternehmerpreis „Familienfreundlich in Potsdam-Mittelmark“. Und auch im Ausbildungsbereich gibt es regelmäßig Bestnoten: Das dritte Jahr in Folge gehört der Betrieb laut der Studie „Deutschlands beste Ausbilder“ zu den besten Ausbildern Deutschlands. Das Ergebnis – 5 von 5 möglichen Sternen in den beiden Kategorien Ausbildung und Duales Studium – bescheinigt, dass die Ausbildungsstandards hoch sind.

Diese Auszeichnungen, aber auch die Aktivitäten in den sozialen Netzwerken, ziehen auch junge Menschen auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz an. Bis zu 30 Bewerbungen erhält Jens Biewendt jährlich. Und das, obwohl eine Ausbildung in seinem Betrieb mindestens drei Jahre dauert. Denn anders sei der Qualitätsstandard im Landschaftsgartenbau nicht zu erlangen, so Biewendt. Nur maximal vier Auszubildende pro Jahr kann er annehmen. Die meisten wollen dauerhaft bleiben. „Alle, die zu uns kommen, brennen für den Laden und für ihre Arbeit“, so Biewendt. Sein Rat: „Wir können uns keine Fachleute aus den Rippen schneiden. Aber wir können viel dafür tun, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sich wohl fühlen und Freude an der Arbeit haben.“

Autorin: Conny Frühauf

Fotos, wenn nicht anders angegeben: Martin Rottenkolber