Skateanlagen bauen – anspruchsvolle Nische mit Spaßfaktor

Die Märkisch Grün GmbH ist neben Sport- und Spielplätzen darauf spezialisiert, Skateanlagen zu bauen. Das mittelständische Unternehmen ist vor allem in Berlin-Brandenburg tätig. Das Skateanlagensegment bedient eine Nische – die nach außen für Prestige, nach innen für Abwechslung sorgt.

Manchmal sind es einschneidende Ereignisse, manchmal Zufälle, die zu einer Geschäftsidee führen. Der Betrieb für Garten-, Landschafts-, Spiel- und Sportplatzbau Märkisch Grün im brandenburgischen Melchow kann sich auf beides berufen. Nach dem Mauerfall stand Gründer Peter Jahn plötzlich ohne Arbeit da. Denn die Baumschule Biesenthal, für die er bislang tätig war, hatte wie viele ostdeutsche Betriebe nach der Wende mit großen Unsicherheiten zu kämpfen. Doch neben einer spürbaren Perspektivlosigkeit machte sich auch Aufbruchsstimmung breit. Schnell erblickte Jahn darin eine Chance und machte sich selbstständig.

Bereits 1990 gründete er in Biesenthal seinen eigenen GaLaBau-Betrieb und fand ohne Probleme Mitarbeiter*innen, die wie er auf der Suche nach einer neuen beruflichen Perspektive und voller Tatendrang waren. Schließlich zahlte sich Jahns Entschlossenheit aus: Inzwischen zählt der Betrieb rund 70 Mitarbeiter*innen und wird in zweiter Generation von Sohn Andreas und Tochter Susanne fortgeführt.

Märkisch Grün

Inhaber Andreas Jahn, seine Schwester und Mitinhaberin Susanne und Betriebsleiter Daniel Ribbecke (v.r.n.l.).

„Neben dem klassischen Garten- und Landschaftsbau deckt die Gestaltung von Spiel- und Sportplätzen einen großen Bereich des Portfolios ab.“

Skateanlagen bauen: Erweiterung des klassischen Portfolios

Auch ein zweites, eher zufälliges Ereignis, führte zu einer neuen Geschäftsidee. Denn 2016 landete eine öffentliche Ausschreibung auf dem Tisch: Neben dem Jugendclub in Biesenthal sollte eine kleine Skateanlage gebaut werden. Zwar gab es bei Märkisch Grün bislang weder Erfahrungen mit solchen Anlagen noch aktive Skater. Aber die Verantwortlichen witterten erneut eine Chance. Zudem handelte es sich bei der Ausschreibung um ein Projekt direkt vor der Haustür – mit 330 m2 und drei Fertigelementen durchaus überschaubar. Wieder waren es Mut und Entschlossenheit, die schließlich zu einer Erweiterung des Portfolios führten. Denn Märkisch Grün erhielt den Zuschlag, fand Gefallen an der Umsetzung und hat sich seither auf den Bau von Skateanlagen spezialisiert.

Neben dem klassischen Garten- und Landschaftsbau deckt die Gestaltung von Spiel- und Sportplätzen einen großen Bereich des Portfolios ab, etwa für Schulen und Kitas. Immerhin kommen 95 Prozent der Aufträge aus öffentlicher Hand, 5 Prozent bleiben für Privatgärten. Mittlerweile steht im Schnitt eine Skateanlage pro Jahr im Auftragsbuch von Märkisch Grün. Deren Errichtung ist für GaLaBau-Betriebe ein Nischenthema, für das die Kooperation mit Subunternehmen ebenso erforderlich ist wie ausreichend Spezialwissen und Know-how.

„Inzwischen haben wir sehr zuverlässige Subunternehmen in unserem Netzwerk.“

Zusammen mit der Firma Mind Work Ramps hat Märkisch Grün die Skateanlage im Aktivpark Marzahn – Hellersdorf (Berlin) im Jahr 2024 realisiert.

Skateanlagen werden von Landschaftsarchitekt*innen geplant und von GaLaBau-Betrieben umgesetzt

Im Vergabeverfahren kommen GaLaBau-Betriebe erst ins Spiel, wenn die Planung von Fachleuten aus dem Bereich Landschaftsarchitektur bereits steht. „Bei der Umsetzung von Skateanlagen sind wir gewissermaßen das Servicepersonal im ‚Restaurant‘“, erklärt Daniel Ribbecke, Betriebsleiter bei Märkisch Grün. „Wir decken den Tisch, brauchen aber einen ‚Koch‘, das ist dann der Anlagenbauer.“ Auch die Subunternehmen sind auf Skateanlagen spezialisiert, um die erforderlichen Betonarbeiten in den gewünschten Formen ausführen zu können.

„Aufgrund der hohen Spezialisierung treffen wir immer wieder auf dieselben Firmen“, so Daniel Ribbecke. „Inzwischen haben wir sehr zuverlässige Subunternehmen in unserem Netzwerk, mit denen wir durch mehrfache Zusammenarbeit bereits gute Erfahrungen gemacht haben.“ Um die Skateanlagen zu bauen, stellt Märkisch Grün das Rohplanum her, profiliert mit Erdbau-Maschinen die spätere Geländestruktur und bringt die jeweiligen Tragschichten auf.

Skateanlage von Märkisch Grün

Das Rohplanum dient dem Betonbauunternehmen als fluchtgerechte Arbeitsgrundlage.

„Die frühen Skateanlagen haben wir noch klassisch mit Bandmaß und Winkeln eingemessen.“

Dabei gibt es Skateanlagen, die ausschließlich vor Ort mit Ortbeton gefertigt werden, und solche, die zu großen Teilen in Werken vorgefertigt werden. Hierbei bereitet Märkisch Grün nur die Fundamente vor. Insgesamt stellen die bewegten Oberflächen mit vielen Rundungen hohe Ansprüche an das Bauteam. „Bei unserer ersten kleinen Skateanlage war die höhen- und maßstabgerechte Sohlenplanung eine herausfordernde Aufgabe für uns“, erinnert sich Daniel Ribbecke an die Anfänge.

Bisherige von Märkisch Grün errichtete Skateanlagen

2016: Jugendzentrum Kulti, Biesenthal, 330 m2
2017/18: Skatepark Bernau, Gottfried-Daimler-Straße, Bernau, 900 m2
2018: Skateanlage Cunisstraße, Berlin, 300 m2
2019/20: Skatepark Wolfgang-Heinz-Straße, Berlin, 600 m2
2022: Skatepark Bürgerpark, Berlin, 400 m2
2023/24: Aktivpark Hellersdorf, 1500 m2

Digitalisierung und Fertigelemente erleichtern den Skateanlagenbau

„Die frühen Skateanlagen haben wir noch klassisch mit Bandmaß und Winkeln eingemessen. Das war herausfordernd, weil es alle drei Meter rauf- und runtergeht“, lacht Daniel Ribbecke und gesteht, dass er selber die steilen Rampen nie mit einem Skateboard befahren würde. Die späteren Skateanlagen in Berlin sind überwiegend mit Fertigelementen gebaut worden, was die Vorbereitungen vereinfacht. Denn die großen Kurventeile werden fertig gegossen angeliefert. Anschließend werden vor Ort die Zwischenräume mit Ortbeton angelegt.

Sobald die Betonarbeiten fertiggestellt sind, übernimmt das Team von Märkisch Grün die klassischen Aufgaben des Landschaftsbaus: Zuwege erstellen, Pflanzen einsetzen, Bänke und Abfallbehälter aufstellen, Poller- oder andere Leuchten einrichten. Auch hier gilt es, die Planungsvorgaben des jeweiligen Landschaftsarchitekturbüros umzusetzen. Bei der Bepflanzung spielen Aspekte wie Stressresistenz, geringer Pflegebedarf und Sicherheit eine Rolle. „Einmal hat uns der Sicherheitsprüfer darauf hingewiesen, dass die umliegenden Sträucher zu dicht an die Skateanlage gepflanzt wurden“, berichtet Daniel Ribbecke. Um der Gefahr zu entgehen, dass Ungeübte beim Skaten die Kontrolle verlieren und im Gebüsch landen, mussten sie versetzt werden.

„Oft stehen die künftigen Nutzer*innen schon am Bauzaun und verfolgen erwartungsfreudig unsere Arbeit.“

Auch der Spielplatz eines neugebauten Gymnasiums in Hellersdorf wurde von Märkisch Grün in Zusammenarbeit mit kooperierenden Firmen realisiert.

Der Bau von Skateparks sorgt für Prestige und Abwechslung

Mit der Umsetzung von Skateanlagen, Spielplätzen und Outdoor-Fitnessanlagen bespielt Märkisch Grün eine Nische, die das Unternehmen auch für Auszubildende attraktiv macht. „Oft stehen die künftigen Nutzer*innen schon am Bauzaun und verfolgen erwartungsfreudig unsere Arbeit“, freut sich Daniel Ribbecke. Sie posten darüber in den sozialen Netzwerken. Insgesamt seien die Projekte prestigeträchtig und wirkten wie ein Magnet auf junge Menschen. Und auch die Mitarbeiter*innen seien stolz, wenn Skater*innen nach der Fertigstellung begeistert ihre Fahrkünste entlang der Rampen, Funboxen und Halfpipes trainierten. Interessierten Betrieben rät Ribbecke, sich von der Komplexität der Aufgabe nicht einschüchtern zu lassen, sondern sich auch einmal auf neues Terrain zu wagen - so wie die jungen Skater*innen.

Linktipps:

Buchtipp:

David Andreu, Luka Melloni (Hrsg.): Skateparks: Wave of Concrete. ‎booQs publishers. 1st edition 2023 (englischsprachige Ausgabe)

Autorin: Conny Frühauf

Fotos: Martin Rottenkolber

Carsten Peters2025-03-07T12:13:34+01:00
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