Bundesweite Plattform für Stadtgrün:
Die Stiftung „Die Grüne Stadt“ übernimmt den Förder-Check

Eine bundesweite Plattform für Stadtgrün, das ist die Stiftung Die Grüne Stadt. Landschaftsgärtner und -architekt Philipp Sattler ist ihr Geschäftsführer. Der Multitasking-Modus ist sein Normalzustand. Denn Philipp Sattler leitet seit Ende 2019 auch noch die Geschäfte des Initiativbündnisses „Historische Gärten im Klimawandel“. Dort sind viele grüne Verbände Mitglied. Zudem engagiert sich Sattler seit vielen Jahren nicht nur hauptberuflich, sondern auch ehrenamtlich für nachhaltig gestaltete, grüne und lebenswerte Städte. Im Frühjahr 2022 übernimmt die Stiftung von der BGL-Initiative Grün in die Stadt den Förder-Check für Städte und Kommunen.

„Schwammstadt, Resilienz, Nachhaltigkeit, Klimaanpassung – das sind aktuelle Buzzwords, und zu diesen Themen gibt es auch seitens der Bunderegierung gerade viele Veranstaltungen und politische Botschaften. Mein Eindruck ist aber: In der Umsetzung passiert noch viel zu wenig!“
Philipp Sattler

Bunker St. Pauli

Neuer „Bosco Verticale" in St. Pauli/Hamburg? Das kommunale Kooperations- und Leuchtturmprojekt „Bunker St. Pauli" (Grafik: Planungsbüro Bunker-Matzen Immobilien)

Endlich „volljährig“: Die Grüne Stadt

Im September 2003 (vor gut 18 Jahren) gründeten verschiedene Institutionen das Forum Die Grüne Stadt – darunter der Bundesverband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau e. V.

Im Jahr 2009 hatte Die Grüne Stadt laufen gelernt – und wurde in eine Stiftung überführt. Seither gibt sie verschiedenen Organisationen, die sich für mehr Stadtgrün engagieren, eine gemeinsame Plattform mit bundesweiter und politischer Reichweite. Dazu bündelt sie interdisziplinäres Wissen, Erfahrungen sowie Netzwerkkompetenz von Expertinnen und Experten aus der Gesundheitsbranche, der Immobilienwirtschaft, Wissenschaft, Garten- und Landschaftsplanung und -gestaltung, Industrie und Wirtschaftsverbände, Denkmalpflege, Agenda-21-Arbeitsgruppen, Städte und Kommunen.

Im Januar 2019 eröffnete die Stiftung ihre Geschäftsstelle im Allianz-Forum am Pariser Platz in Berlin, direkt neben dem Brandenburger Tor – zusammen mit der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst und Landschaftskultur e. V. (DGGL).

Bunker St. Pauli Langeplan

(Grafik: Landschaftsarchitektur+, Holzapfel-Herziger - Benesch Part GmbB)

„Mir sind die oft komplexen, bürokratischen Prozesse der Förderantragstellung, inklusive der „Förderlyrik“ von eigenen Projektanträgen, seit vielen Jahren vertraut. Hier gilt es, Entscheidungen zu begleiten und möglichst schnell Barrieren abzubauen."
Philipp Sattler

 „Stadtgrün-Politik wird in den Rathäusern gemacht!“ – Interview Philipp Sattler

Herr Sattler, zum, 1. April 2022 übernimmt Die Grüne Stadt den Förder-Check der BGL-Initiative Grün in die Stadt. Warum – und was bedeutet das?

Philipp Sattler: Die Stiftung ist auf vielen Feldern aktiv. Mit dem Umzug des Förder-Checks in 2022 eröffnet sich für Die Grüne Stadt eine neue Chance. Denn die Stadtgrün-Politik in den Kommunen wird in den Rathäusern gemacht, nicht auf Bundes- oder Landesebene. Da sehe ich den Förder-Check als Missing Link für konkrete Kontaktanbahnung zu den Kommunen. Sie haben unsere Stiftung bislang eher weniger wahrgenommen; jetzt wird der Förder-Check ein Türöffner zur praktischen Zusammenarbeit, eine Brücke zwischen Theorie und Praxis.

Wir sind eine zentrale und vor allem gemeinnützige Anlaufstelle mit vertiefter Expertise, über 18 Jahren Erfahrung und dem Standing einer Stiftung. So können wir auch Städten und Gemeinden helfen, ihre Stadtgrün-Pläne in die Praxis umzusetzen: inhaltlich genauso wie durch Netzwerk-Kontakte und ganz praktische Tipps und Informationen für die Umsetzung.

Hinzu kommt: Mir sind die oft komplexen, bürokratischen Prozesse der Förderantragstellung, inklusive der „Förderlyrik“ von eigenen Projektanträgen, seit vielen Jahren vertraut. Hier gilt es, Entscheidungen zu begleiten und möglichst schnell Barrieren abzubauen. Denn langfristig lohnt sich dieser Aufwand auf jeden Fall – das sind Investitionen in die Lebensqualität der Menschen!

Umzug: von Grün in die Stadt zu Die Grüne Stadt

Städte, die ihre Grünflächen vergrößern oder weiterentwickeln wollen, brauchen dafür Fördergelder. Doch wo findet ein (Grünflächen-)Amtsleiter oder eine (Ober-)Bürgermeisterin einfach und barrierefrei den passenden „Fördertopf“? Zur optimalen Finanzierungslösung für ihr städtisches Grün lotst bislang die Initiative Grün in die Stadt des Bundesverbands Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau e. V. (BGL) kommunale Entscheiderinnen und Entscheider zum Förder-Check. Zudem bündelt ihre Website Informationen zu vielen positiven Aspekten städtischen Grüns und starken Best-Practice-Beispielen für Städte und Kommunen: www.gruen-in-die-stadt.de

Zum 1. April 2022 zieht der Förder-Check nun um. Dann wechselt das etablierte Online-Informationsangebot für Städte und Kommunen auch die Website und wird Teil der neu entstehenden Online-Präsenz der Stiftung Die Grüne Stadt.

„Wir brauchen besser gestaltete und grünere Städte, damit wir den Klimawandel nachhaltig bewältigen. Die wichtigsten Rezepte dafür sind längst bekannt. Die Stiftung Die Grüne Stadt wirkt daran mit, dass diese endlich in bessere Lebensqualität umgesetzt werden.“
Philipp Sattler

Florum_Ellerhoop_2009

(Foto: Hartmut Balder)

Welche Termine stehen bei der Stiftung für 2022 rot im Kalender?

Philipp Sattler: Neben der Übernahme des Förder-Checks nutzt die Stiftung das erste Halbjahr 2022, um ihr Profil weiter zu schärfen und sich – auch medial – neu aufzustellen. Schon im Mai werde ich den BGL mit dem Förder-Check auf dem Bundeskongress der grünen Verbände 2022 in Kiel vertreten, das ist der offizielle Startschuss.

Zudem überarbeiten wir im Frühjahr endlich unsere Homepage, nicht nur technisch, sondern auch inhaltlich. Ziel ist ein einladender, kompakter und praxisorientierter Auftritt, eher wie ein Blog: Dort wollen wir aus der aktuellen Arbeit berichten und uns stärker mit anderen Akteurinnen, Akteuren, Partnerinnen und Partnern wie dem BdB, dem BGL, den GaLaBau-Landesverbänden und anderen verzahnen. Ich freue mich darauf, dass dabei bald auch eine neue, zusätzliche Personalressource hilft.

Leider erschwert oder verhindert die Pandemie weiter Präsenz-Veranstaltungen. Aber Netzwerken, ins persönliche Gespräch kommen, diskutieren – das geht in Präsenz deutlich besser als virtuell. Ich hoffe sehr, dass das bald wieder möglich ist.

Ganz praktisch gefragt: Was haben die GaLaBau-Unternehmen von der Arbeit der Stiftung? Wo gibt es Anknüpfungspunkte zum Portfolio der Landschaftsgärtnerinnen und -gärtner?

Philipp Sattler: Der BGL ist im Vorstand und Kuratorium der Stiftung in die Strategie für Die Grüne Stadt involviert. Zum einen ebnet die Stiftung den Weg zu politischen Entscheiderinnen und Entscheidern. Zum anderen verstärkt sie durch ihr Engagement den Druck, kontinuierlich Mittel für mehr Parks und Grünflächen zur Verfügung zu stellen, Förderstrukturen zu schaffen und in nachhaltige Stadtgrünentwicklung zu investieren. Dass die Stiftung gemeinnützig und politisch unabhängig ist, ist entscheidend für ihre Glaubwürdigkeit und ihr Standing. Deshalb wird sie auch gern als Moderatorin bei politischen und interdisziplinären Veranstaltungen angefragt und wertgeschätzt.

Mit Veröffentlichungen wie unserer Broschüre „Grüne Städte – Städte zum leben“ sorgen wir auch dafür, dass für die Öffentlichkeit niedrigschwellige, kompakte Informationsangebote vorliegen. Diese tragen mit zur Bewusstseinsbildung bei, dass grüner Stadtumbau im öffentlichen Raum eine Sache für die grünen Profis ist.

Im besten Fall mündet diese Arbeit am Ende in direkte Aufträge für die grüne Branche: in Form von Monitoring, Pflege, Pflanz-/Pflanzenkonzepte, Beratung, Gebäudegrün und Positionierung als Fachleute für begrünte Solarfassaden und Dächer … Denn die Landschaftsgärtnerinnen und -gärtner sind ja diejenigen, die vor Ort das Engagement der Städte zuverlässig und professionell umsetzen.

Rückblick 2021: Grün und gut – die grüne Stadt im Klimawandel

Ende 2021 war die Stiftung Die Grüne Stadt noch auf weiteren Events präsent:

Termine und Projekte 2022:

Philipp Sattler

Philipp Sattler: Werdegang

  • Geboren 1966 in München, verheiratet (eine Tochter)
  • 1986 bis 1988: Nach dem Abitur folgte direkt die Ausbildung zum Landschaftsgärtner bei Dela Reich in München, dann der Zivildienst in Köln. Als 1998 die Berliner Mauer fiel, nahm Sattler den ersehnten Studienplatz für Landschaftsarchitektur in Weihenstephan nicht an …
  • … sondern ging nach Berlin, wo er von 1990 bis 1997 an der TU Berlin Landschaftsarchitektur (mit Schwerpunkt auf Gestaltung, Naturschutz und Umwelt) studierte – inklusive eines Auslandsjahrs an der ENSP im französischen Versailles.
  • 1997 bis 2001: angestellter Landschaftsarchitekt im Büro Gabriele G. Kiefer
  • 2001 bis 2018: selbstständiger Landschaftsarchitekt
  • Autor für verschiedene (Fach-)Magazine, u.a. „Topos“, „baunetz“, „Garten und Landschaft“
  • Seit 2013 stärkerer Fokus auf (weniger Bauen und) mehr gesellschaftliche Gesamtentwicklung mit Engagement für die DGGL: ab 2014 Schwerpunkt Gutachten und Mitarbeit an Wettbewerben/in Jurys.
  • 2017 bis 2019: Projektleitung „Bürgerschaftliches Engagement für Gärten und Parks“ des Bundesumweltamtes
  • 2019: Geschäftsführung der Stiftung Die Grüne Stadt
  • Ehrenamtliches Engagement:
    • Seit 2012 Mitglied Bund Deutscher Landschaftsarchitekten (bdla) Berlin/Brandenburg, seit 2016 Vizevorsitzender.
    • Seit 2014 Vize-Vorsitz Berlin-Brandenburg für die Deutsche Gesellschaft für Gartenkunst und Landschaftskultur e. V. (DGGL), seit 2016 Vorsitzender.
  • Seit 2019 ist Sattler außerdem Geschäftsführer des Initiativbündnisses „Historische Gärten im Klimawandel“.
Carsten Peters2022-10-12T11:48:23+02:00
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