Arbeiten, wo andere Urlaub machen
Ein Interview mit Simon Germer über sein Gartenbau-Praktikum in Neuseeland
Für viele Landschaftsgärtnerinnen und Landschaftsgärtner ist Neuseeland ein Sehnsuchtsziel – grüne Hügel, riesige Farnwälder und Pflanzen, die man hierzulande kaum kennt. Simon Germer hat sich diesen Traum erfüllt: Mit Unterstützung der Schorlemer Stiftung des Deutschen Bauernverbandes absolvierte er ein mehrmonatiges Praktikum in einer Baumschule auf der Südinsel. Im Interview erzählt er, was ihn dorthin geführt hat, welche Erfahrungen er gesammelt hat – und warum er jedem empfehlen würde, den Schritt ins Ausland zu wagen.
Wie kam es dazu, dass du ein Praktikum in Neuseeland gemacht hast?
Simon Germer: Nach meinem Abitur habe ich eine Ausbildung zum Baumschulgärtner gemacht. Das war für mich der erste Schritt, um später einmal den elterlichen Betrieb übernehmen zu können. Danach wollte ich mein Wissen vertiefen und habe das Studium „Angewandte Pflanzenbiologie“ mit der Vertiefungsrichtung Gartenbau begonnen. Während des Studiums war ich bereits für einige Monate in Finnland – diese Erfahrung hat mich total begeistert und meinen Wunsch geweckt, noch mehr von der Welt zu sehen. Neuseeland stand schon lange auf meiner Liste: Die Natur, die Pflanzenvielfalt, die Offenheit der Menschen – das wollte ich unbedingt erleben. Über die Schorlemer Stiftung ergab sich dann die perfekte Gelegenheit.
Wie lief dein Praktikum dort ab?
Simon Germer: Ich war in einer Baumschule in Christchurch tätig – etwa zwei Hektar groß, unterteilt in verschiedene Pflanzquartiere und als reiner Containerbetrieb organisiert. Das Sortiment bestand hauptsächlich aus heimischen Sträuchern und Bäumen, dazu kamen Gräser, Stauden und Gehölze, wie wir sie auch aus Europa kennen.
Meine Aufgaben waren vielfältig: Bewässerungskontrollen, Pflanzenschutz, Topfen und Umtopfen, Schneiden, Stäben – und das alles meist draußen, bei Sonne, Wind oder Regen. Besonders spannend war, dass dort komplett torffrei gearbeitet wurde – für mich neu, da in Deutschland aufgrund des Moorschutzes erst seit einigen Jahren versucht wird, den Anteil des Torfs im Substrat stetig zu senken. Dennoch war es hier bei ausreichender Bewässerung recht problemlos umsetzbar.
Fachlich und menschlich bereichernd
Gab es etwas, das dich besonders überrascht hat?
Simon Germer: Ja – die herzliche Atmosphäre! Schon am ersten Abend war ich bei der Weihnachtsfeier eingeladen, das war super zum Kennenlernen. Außerdem die Arbeitsweise: Viel Handarbeit, aber auch Technik wie Quads, Schlepper und Gabelstapler. Und natürlich die Landschaft – jeden Tag war man von Bergen, Meer und grünen Flächen umgeben. Das motiviert einfach.
Warum sich ein Auslandspraktikum lohnt
Was hast du fachlich aus dem Praktikum mitgenommen?
Simon Germer: Zum einen natürlich Fachwissen über Pflanzen, die in trockenen, steinigen Böden gedeihen – sowas sieht man hier selten. Zum anderen, wie man Arbeitsabläufe organisiert, wenn weniger maschinelle Unterstützung da ist. Ich habe gelernt, pragmatischer zu denken und mit vorhandenen Ressourcen auszukommen. Und: Ich habe gemerkt, dass nachhaltiges Arbeiten – zum Beispiel torffreie Substrate – wirklich funktionieren kann, wenn man konsequent bleibt. Das nehme ich mit nach Hause.
Und persönlich – was bleibt dir in Erinnerung?
Simon Germer: Die Menschen, ganz klar. Diese Offenheit und Freundlichkeit, die „Kiwi-Mentalität“, das war beeindruckend. Ich habe Freundschaften geschlossen, bin Fallschirm gesprungen, habe Bungeejumping ausprobiert und sogar Trips nach Australien, Fidschi und auf die Cookinseln gemacht. Rückblickend war das eine der schönsten Erfahrungen meines Lebens.
Die Mischung aus Arbeit, Reisen und persönlicher Entwicklung – das war perfekt. Ich würde es sofort wieder machen.
Was würdest du anderen raten, die ebenfalls über ein Auslandspraktikum nachdenken?
Simon Germer: Einfach machen! Aber gut vorbereiten. Frühzeitig bei der Schorlemer Stiftung informieren, Bewerbungsfristen einhalten und sich überlegen, was man lernen möchte. Wer offen ist und anpackt, bekommt unglaublich viel zurück – fachlich und menschlich.
So bewirbst du dich für ein Auslandspraktikum über die Schorlemer Stiftung
| Schritt | Was ist zu tun? | Tipp |
|---|---|---|
| 1. Informieren und Kontaktieren | Auf www.schorlemer-stiftung.de über Programme, Länder, Voraussetzungen und Zeiträume informieren. Zuständige Kontaktperson per E-Mail anschreiben. | Frühzeitig planen – mind. 3–4 Monate vor geplanter Ausreise. |
| 2. Unterlagen vorbereiten | Lebenslauf, Motivationsschreiben, Zeugnisse, evtl. Sprach- oder Arbeitsnachweise. | Im Anschreiben beschreiben, was dich motiviert und welche Ziele du verfolgst. |
| 3. Bewerbung einreichen | Bewerbung bei Länderverantwortlichen per E-Mail einreichen (benötigte Unterlagen werden vorab übermittelt) | Auf Vollständigkeit achten – unvollständige Bewerbungen verzögern die Auswahl. |
| 4. Auswahl und Vermittlung | Die Stiftung prüft deine Unterlagen und vermittelt passende Betriebe. | Wünsche zu Land, Dauer oder Tätigkeit angeben – das erleichtert die Vermittlung. |
| 5. Formalitäten klären | Visum, Versicherung, Unterkunft, ggf. Impfungen. | Die Stiftung unterstützt bei Organisation. |
| 6. Aufenthalt und Betreuung | Während des Praktikums stehen Ansprechpartner*innen zur Seite. | Erfahrungen dokumentieren – z. B. für den Praktikumsbericht oder einen Blog. |
| 7. Rückkehr und Nachbereitung | Feedback geben, Erfahrungen in Beruf oder Ausbildung einbringen, Bericht einreichen (bei Förderung durch das BMLEH). | Auslandserfahrung aktiv im Lebenslauf hervorheben! |
Die Schorlemer Stiftung
Die Schorlemer Stiftung des Deutschen Bauernverbandes e. V. fördert seit Jahrzehnten junge Menschen in den Grünen Berufen – vom Garten- und Landschaftsbau bis zur Landwirtschaft. Ihr Ziel ist es, fachliche Weiterbildung und interkulturellen Austausch zu ermöglichen.
Mit Unterstützung der Stiftung können Auszubildende, Studierende und Berufstätige mehrmonatige Auslandspraktika in Betrieben weltweit absolvieren – etwa in Neuseeland, Kanada, Australien oder Skandinavien. Die Stiftung hilft bei Organisation, Visum, Versicherung und Betreuung und arbeitet mit erfahrenen Partnerorganisationen zusammen.
Ein Praktikum über die Schorlemer Stiftung eröffnet neue Perspektiven, stärkt Selbstständigkeit und erweitert berufliche wie persönliche Horizonte.
Alle Fotos: Simon Germer
Autorin: Kim Lüftner







