„DNA der grünen Branche“: die Messe GaLaBau 2022
Für die Messe- und Veranstaltungsbranche waren die letzten zwei Pandemiejahre eine Durststrecke – aber auch viele andere Unternehmen haben die Messen und Großevents vermisst. Was nicht in hybride oder rein virtuelle Formate umgewandelt wurde, musste verschoben werden oder wurde komplett abgesagt, wie die Messe GaLaBau 2020. Vom 14. bis 17. September 2022 findet sie wieder in Nürnberg statt. Zeit für Vorfreude und Visionen – und ein Gespräch mit Peter Ottmann, CEO der NürnbergMesse Group, über Gegenwart und Zukunft des Formats Messe und insbesondere der internationalen Leitmesse der grünen Branche.
Interview mit Peter Ottmann, CEO NürnbergMesse Group
Was hat sich durch die Pandemie für die NürnbergMesse verändert?
Peter Ottmann: Die Pandemie war natürlich für unsere Branche ein absoluter „Showstopper“, und das über viele Monate. Gleichzeitig wirkte sie aber auch wie ein doppelter digitaler Booster. So haben wir zum Beispiel innerhalb weniger Tage eine professionelle Homeoffice-Struktur für alle Kolleginnen und Kollegen aufgebaut. Zudem konnten wir unseren Kunden auch sehr schnell digitale Events anbieten, im ersten Pandemiejahr waren es ein gutes Dutzend, im zweiten Jahr schon deutlich mehr …
Aktuell erleben wir eine große Sehnsucht nach physischen Veranstaltungen und Messen: Die Menschen wünschen sich endlich wieder echte Begegnungen. Eine Fachmesse ist ja immer auch ein „Familientreffen“ einer ganzen Branche mit neuen Produkten, Trends und Innovationen zum Ausprobieren und Anfassen. Das können digitale Formate natürlich nicht ersetzen.
Bei der Eröffnung unseres internationalen Messejahrs in Athen und in São Paulo im Frühjahr 2022 durften wir diese Begeisterung erleben. Und das wiederholt sich seither. Die Wiedersehensfreude ist mit Händen zu greifen, auch die Haptik der Produkte und der Messeauftritte ist gerade enorm wichtig, genauso wie das Erleben mit allen Sinnen. Gleichzeitig hat aber die Digitalisierung für Wissensvermittlung sowie in der Vor- und Nachbereitung der Messen einen deutlich höheren Stellenwert.
Welche Bedeutung hat die Internationale Leitmesse GaLaBau in Nürnberg für die grüne Branche 2022 heute – und künftig?
Peter Ottmann: Die GaLaBau wird dieses Jahr zu einem Fest der grünen Branche, noch mehr als früher. Im Mittelpunkt stehen dabei der persönliche Austausch, das persönliche Erlebnis, der Live-Charakter – und natürlich der Benchmark, also die Frage: Wo stehe ich als Unternehmen in der grünen Branche im Vergleich zum Wettbewerb? Wer einen Tag über die Messe gelaufen ist, Gespräche geführt, gezielt Informationen gesammelt und Angebote getestet hat, der kann diese Fragen sicherlich für sich beantworten. Denn Messen, das bedeutet auch „sich zu messen“.
„Mister NürnbergMesse“: Vita Peter Ottmann
- Geboren in Biebergemünd-Wirtheim (Main-Kinzig-Kreis)
- absolvierte Peter Ottmann zunächst die Ausbildung zum Industriekaufmann
- und schloss dann ein Studium der Betriebswirtschaftslehre an der Goethe-Universität (Frankfurt am Main) als Diplom-Kaufmann ab.
- Bereits seit 1994 ist er bei der NürnbergMesse GmbH tätig – zunächst als Pressereferent.
- 2005 wechselte Ottmann in die Geschäftsleitung. Dort wurde er 2011 gemeinsam mit Dr. Roland Fleck zu gleichberechtigten CEOs der NürnbergMesse Group, die heute mit rund 1.000 Mitarbeitenden an elf Standorten weltweit aktiv ist.
- Im Jahr 2011 wurde er stellvertretender Vorsitzender des AUMA Ausstellungs- und Messeausschusses der Deutschen Wirtschaft e. V. (Berlin) und Vorstand der GDG Gemeinschaft Deutscher Großmessen (Berlin).
- Zudem ist Ottmann heute Vorsitzender der Gesellschafterversammlung der NürnbergMesse Italia S.r.I. (Mailand), der NürnbergMesse India Pvt. Ltd. (Neu-Delhi) sowie Vorsitzender in den Aufsichtsräten der NürnbergMesse North America, Inc. (Atlanta) und der Holtmann GmbH & Co. KG (Langenhagen).
- Zusätzlich hat Ottmann Ehrenämter inne, zum Beispiel als Mitglied im Steuerungskreis der Europäischen Metropolregion Nürnberg (EMN) oder der Vollversammlung der IHK Nürnberg für Mittelfranken.
NürnbergMesse nimmt Ukraine-Flüchtlinge auf
Auch das Team der NürnbergMesse ist erschüttert durch den Ukraine-Krieg und das menschliche Leid, das er verursacht. Deshalb stand schnell fest: Die NürnbergMesse stellt auf Bitten der Stadt Nürnberg sehr schnell eine Halle als Notunterkunft zur Verfügung. Aktuell sind hier erst einmal rund 300 Flüchtlinge untergebracht – maximal 600 könnten hier künftig Schutz finden. „Das ist für uns eine neue Erfahrung“, erzählt Peter Ottmann.
Natürlich sind moderne Sanitäreinrichtungen vorhanden. „Aber es brauchte zusätzliche Infrastruktur: Jetzt gibt es auch mobile Duschcontainer und Möglichkeiten, die Kleidung zu waschen. Ein kleiner Shop für den täglichen Bedarf gehört ebenfalls dazu. Diese Menschen brauchen Privatsphäre, die wir in der Halle wahren – unsere schönste Halle und am Rand des Messegeländes ruhiger gelegen. Das ist gerade im wieder anlaufenden Messebetrieb eine Herausforderung.“ Gleichzeitig hat die NürnbergMesse bereits Erfahrung mit einer Sonderfunktion: So fungierte diese Halle monatelang als Impfzentrum gegen Covid.
Messe und Marke: Chancen für GaLaBau-Betriebe
Wie können GaLaBau-Betriebe Messen für ihre Unternehmenskommunikation nutzen? Mit über 1.000 Unternehmen ist die GaLaBau ein „Schlaraffenland“ für jeden Besucherbetrieb. Mehrere zehntausend (neue) Produkte und Services stehen bereit – da läuft so mancher Gefahr, in der Informationsflut unterzugehen.
Deshalb sind Betriebe gut beraten, einen Betriebsausflug dorthin zu machen. Zum einen bedeutet das Wertschätzung und Motivation für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Zum anderen erhält die Unternehmerin oder der Unternehmer so gleich mehrfach wertvolles Feedback, mehr Informationen und Live-Eindrücke von der Messe. Dazu gehören auch wichtige Erkenntnisse und Antworten auf Fragen wie: Wo steht mein Betrieb im Vergleich zum Wettbewerb? Welche Trends und Innovationen werden künftig wichtig? Wie richte ich meinen Betrieb zukunftsfähig aus?
Betriebsausflug zur GaLaBau? Gute Investition!
Stefan Dittrich ist Leiter der Messe GaLaBau bei der NürnbergMesse. Er erzählt von GaLaBau-Unternehmen, die für ihre Mannschaft eine „Challenge“ auf der Messe ausloben, mit der klaren Ansage von der „Chefin“ oder dem „Chef“: „Ich möchte zuhause von Euch hören, was Ihr an Ideen mitbringt, was Ihr gelernt habt, was Ihr künftig anders machen wollt!“ So nutzen Betriebe die sogenannte „Schwarmintelligenz“ ihrer Mitarbeitenden. „Das ist nicht nur gut für meine unternehmerische Marke und meinen Auftritt; das ist auch eine tolle Chance für die Bindung an die Branche, die Identifikation der ganzen Mannschaft, auch der Azubis – und deshalb gerade in Zeiten des Fachkräftemangels unbezahlbar“, sagt Dittrich. Da gibt es Unternehmen, die kommen zwei Tage mit 120 Menschen auf die Messe. Natürlich ist so ein Besuch eine Investition, die sorgfältig vor- und nachbereitet werden will, damit ein Unternehmen davon profitiert.
5 Tipps für GaLaBau-Betriebe: So wird Ihr Besuch auf der Messe GaLaBau ein Erfolg!
Wie kann ich als GaLaBau-Unternehmerin und -Unternehmer die Messe GaLaBau bestmöglich für mich und meinen Betrieb nutzen?
- Ziele (schriftlich) festlegen: Wann ist der Messe-Besuch für Sie erfolgreich? Welche Themen und Angebote sind für Ihren Betrieb und seine Zukunft wichtig? Gibt es Ressorts/Aufgaben, die Sie an Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter delegieren können, die mitreisen?
- Planen: Nutzen sie die Website und die Messe-App der Messe GaLaBau, um Ihre persönliche Tour über die GaLaBau zu planen. Sichten und filtern Sie das reichhaltige Rahmenprogramm nach eigenen Interessen und Anliegen! Welche Aussteller müssen Sie besuchen, welche Angebote wahrnehmen? Wo und wann können Sie die Produkte testen, die Sie interessieren?
Vereinbaren Sie vorab nicht mehr als acht Gesprächstermine täglich, rät der Messeverband AUMA.
• In der 1. Tageshälfte finden die inhaltlichen Gespräche, Vortragsbesuche und Informationsbesuche statt.
• In der 2. Tageshälfte ist Zeit für informelle Treffen, spontane Besuche und Erlebnisse – und das Abendprogramm. - Lassen Sie Raum für Spontaneität und Informelles, lassen Sie sich (auch mal) überraschen! Für manches noch unbekannte, wichtige Problem der Zukunft, gab es auf einer Messe unerwartet schon vorab eine Lösung. Und es sollte auch Raum für Zufallsbegegnungen sein.
- Nutzen Sie Ihren Messebesuch für Ihre Kommunikation während, vor und nach der Messe. Vernetzen Sie sich (auch online/in Social Media) mit neuen Kontakten, zum Beispiel auf LinkedIn, Facebook und Instagram, und teilen Sie Ihre Erlebnisse.
- Nachbereiten: Werten Sie die Erkenntnisse und Erfahrungen des Messebesuchs gemeinsam mit den beteiligten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern (schriftlich) aus, und nutzen Sie das Ergebnis für Ihren Betrieb.
3 Fragen an Stefan Dittrich (Leiter Messe GaLaBau bei der NürnbergMesse)
Was erwartet uns auf der GaLaBau 2022 im September in Nürnberg nach vier Jahren „Zwangspause“?
Stefan Dittrich: Die GaLaBau 2022 wird starke Impulse sowohl in die Branche als auch in die Politik senden und den Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau klar als systemrelevant für die Bewältigung der Folgen des Klimawandels herausstellen. Über die Hälfte der Deutschen lebt in Städten, und hier wird es immer wärmer. Die GaLaBau zeigt: Die Unternehmen der grünen Branche sind Möglichmacher, die diese Herausforderungen meistern, die Arbeit anpacken und Lösungen bieten.
Was hat sich seit der letzten GaLaBau 2018 verändert – was bleibt?
Stefan Dittrich: Bei aller Vorfreude wird auch spürbar, dass sich die Erwartungen von Besucherinnen, Besuchern und ausstellenden Unternehmen verändert haben. Da stellen wir den Einfluss der Digitalisierung fest, auch bei der GaLaBau: Immer mehr Unternehmen nutzen ihren Messeauftritt oder -besuch stärker digital, um Content für eigene Websites und Social-Media-Kanäle zu produzieren. Gleichzeitig hat die GaLaBau einen starken Kern – die DNA der grünen Branche. Nach vier Jahren Messeverzicht wird sich das kurzfristig noch verstärken.
Wie messen Sie den Erfolg der GaLaBau?
Stefan Dittrich: Die Zufriedenheit unserer Kundinnen, Kunden sowie Partnerunternehmen wird zum einen über die Stimmung live spürbar. Denn Besucheraufkommen, der Blick in die Gesichter von Menschen, das persönliche Feedback auf Veranstaltungen, das sehen und erfahren wir ja direkt. Zum anderen befragen wir alle Ausstellerunternehmen und mindestens 1.000 Besucherinnen und Besucher systematisch. Und wir sprechen mit vielen Key-Accounts. Im Ergebnis erhalten wir damit ein gutes Bild der Veranstaltung.