„100-prozentig am Menschen orientiert“: ein Führungsstil, der glücklich macht

Der beste Umgang mit Konventionen? Sie zu überprüfen und das beizubehalten, was noch zeitgemäß und hilfreich ist. So hält es auch Maximilian Wollesen, Geschäftsführer von Wollesen Garten- und Landschaftsgestaltung, bei der Führung des Unternehmens. Viele Werte hat er dankbar von der vorhergehenden Generation übernommen. Andere, wie zum Beispiel die autoritäre Mitarbeiterführung, braucht er nicht mehr. Denn sein Schlüssel zum Erfolg ist Empathie.

Auf der Website von Wollesen Garten- und Landschaftsgestaltung in Rheinhessen präsentiert sich die Hündin mit dem stolzen Namen „Giulia Paula von Plantissimo“ als Teil der Geschäftsführung. Eine Idee, die beim Betrachter gleich das Eis schmelzen lässt. Auch sonst wirkt der Auftritt locker und freundlich und vermittelt das Bild eines jungen, unkomplizierten, aber auch äußerst professionellen Unternehmens. Giulia ist leider vor kurzem verstorben. Während alle im Betrieb noch um sie trauern, hat Max Wollesens junge Hündin Coco ihre Arbeit aufgenommen. Denn die Old English Bulldog ist jetzt für das (tierisch) gute Betriebsklima mit verantwortlich.

Maximilian Wollesen

„100-prozentig am Menschen orientiert“: Maximilian Wollesen braucht keine autoritäre Führung, um mit seinem Betrieb erfolgreich zu sein.

„Ich bin immer offen, empathisch, am Menschen orientiert.“

Locker, freundlich, jung, unkompliziert – aber hochprofessionell: Im Gespräch mit Geschäftsführer Maximilian Wollesen bestätigt sich dieser Eindruck. Mit seinen 35 Jahren ist er in der Tat jung. Und er bringt ganz bewusst frischen Wind in den Betrieb, allein schon mit seiner Persönlichkeit: „Ich bin immer offen, empathisch, am Menschen orientiert“, beschreibt er sich selbst. „Auch Höflichkeit und Respekt sind mir ganz wichtig. Ich komme vom Dorf, diese Werte habe ich dort verinnerlicht.“

Die Website hat er kürzlich neu aufgesetzt, sodass sie zur Unternehmenskultur passt. Eins fällt besonders auf: Die BesucherInnen werden hier geduzt. In der Branche ist das ungewöhnlich, für Maximilian Wollesen aber ganz normal. Er baut schnell ein Vertrauensverhältnis zu seinem Gegenüber auf und ist mit MitarbeiterInnen, PartnerInnen und Kundschaft meist innerhalb kurzer Zeit beim Du, selbst wenn sie viel älter sind als er selbst.

Diese Nahbarkeit hat jedoch nichts mit Beliebigkeit zu tun. Im Gegenteil: Bei Maximilian Wollesen weiß man gleich, woran man ist. „Meine Ausstrahlung sagt: Du kannst vieles mit mir machen, aber verkauf mich nicht für dumm! Daher wurde ich noch sehr selten ausgenutzt“, sagt er. Die meisten Menschen wissen diese Art des Umgangs sehr zu schätzen. In den seltenen Fällen, in denen die Chemie so gar nicht stimmt, handelt der Unternehmer konsequent. Dann kann es schon mal vorkommen, dass er einen Mitarbeiter entlässt oder einer potenziellen Kundin eine Absage erteilt.

„ Auch Höflichkeit und Respekt sind mir ganz wichtig. Ich komme vom Dorf, diese Werte habe ich dort verinnerlicht.“

Max Wollesens mit Hündin Coco

„Wau!“: Tierisch gutes Betriebsklima bei Wollesen Garten- und Landschaftsgestaltung. „Coco“ heißt Max Wollesens Hündin, die seit kurzem im Betrieb für ein gutes Arbeitsklima mitverantwortlich ist.

Moderierter Generationenwechsel

Als das Unternehmen noch vom Vater Burkhardt Wollesen geführt wurde, war die Kultur eine andere. Sein Sohn hält große Stücke auf den Vater, denn der sei „ein Mega-Mensch“. Doch beim Führungsstil grenzt sich Maximilian Wollesen von der alten, eher autoritären Schule des Seniors ab. Er kommt mehr nach seiner Mutter Sylvia Wollesen, die „100-prozentig Mensch-orientiert“ sei, wie er es ausdrückt.

Die Eltern haben den Betrieb vor über 40 Jahren unter schwierigen Bedingungen aus dem Nichts aufgebaut: „Mein Vater ist 1956 mit seiner Mutter aus der DDR geflohen und am Anfang in Mainz-Kostheim im Brennpunkt groß geworden. Der Betrieb ist seine Lebensleistung, und es ist echt der Wahnsinn, was er und meine Mutter auf die Beine gestellt haben – mit erstmal nicht viel mehr als einer Schubkarre und einem alten Auto“, erzählt Maximilian Wollesen anerkennend. Er selbst hingegen ist praktisch schon im Betrieb aufgewachsen, hat gleich mit 15 die Ausbildung gemacht, dann den Meister und Ausbilder und viele Fortbildungen. Somit war es ihm möglich, von Anfang an seinen Traumberuf zu leben.

Maximilian Wollesen mit Bruder Aaron

„Next Generation“: Maximilian Wollesen mit Bruder Aaron (links).

Max Wollesen mit Vater Burkhardt

Baldige Betriebsübergabe: Max Wollesen (rechts) mit Vater Burkhardt: Der „Senior“ übergibt den Betrieb zum 1. Januar 2022 endgültig an den Sohn.

Dem Vater fiel es zunächst nicht leicht, loszulassen und sein Lebenswerk an den Sohn zu übergeben, sodass der Junior eine Zeit lang das Gefühl hatte, mit angezogener Handbremse zu fahren. Die Lösung war, viel zu reden und vor allem einen neutralen Dritten ins Boot zu holen: Nach einem Streit fuhren die beiden gemeinsam mit einem Unternehmensberater, dem der Vater vertraut, über das Wochenende weg. Danach konnten sie die Beweg- und Hintergründe des anderen noch besser verstehen. Der Vater hat gelernt zu sehen, dass es auch anders geht und dass es sein Sohn schon gut macht. Er hat nun einen großen Teil der Verantwortung abgegeben. Und das macht auch den Senior ruhiger und zufriedener. Zum 1. Januar 2022 wird die Übergabe des Betriebes stattfinden.

„Ich bin schon Chef, aber eher wie ein Teamleader. Ohne meine MitarbeiterInnen kann ich einpacken. Ich sehe es nicht als selbstverständlich an, dass die morgens alle da sind, sondern bin immer wieder sehr dankbar dafür.“

Was heißt Erfolg?

Die Frage, was seiner Meinung nach Erfolgsfaktoren im Beruf des Landschaftsgärtners sind, beantwortet Maximilian Wollesen nach kurzem Nachdenken so: „Für jeden ist Erfolg etwas Anderes. Jeder will Geld verdienen, ich auch, aber nicht um jeden Preis. Erfolgreich bin ich auch, wenn sich mein Umfeld wohlfühlt. Wenn die Menschen, mit denen ich zusammenarbeiten darf, genauso viel Spaß haben wie ich. Wenn mir KundInnen nach Projektabschluss sagen, dass sie meine Leute vermissen, weil sie immer so freundlich und hilfsbereit waren. Wenn ich jeden Morgen gute Laune habe, weil mein Team da ist – und ich dann auch noch Geld verdienen darf.“

Traumberuf Landschaftsgärtner – der einzige Beruf, der je für Max Wollesen infrage kam.

Diese Art von Erfolg macht offenbar glücklich und strahlt auch nach außen aus: Erst vor kurzem wechselte ein Vorarbeiter, der 25 Jahre in einer anderen Firma gearbeitet hatte, zu Wollesen – weil er gehört hatte, wie gut das Betriebsklima hier ist.

Und nicht nur das: Zwei seiner Kollegen wollten gleich mitkommen. Der Geschäftsführer hätte auch diese beiden gern genommen, denn Arbeit gibt es genug. Doch da noch unklar ist, wie sich die Auftragslage durch und nach Corona langfristig entwickeln wird, ist die Entscheidung erst einmal vertagt. Aber der Betrieb steht weiter in Kontakt mit den beiden wechselwilligen Interessenten.

Junior-Chef Maximilian Wollesen hat die volle Unterstützung seines Teams.

„Als ich letztens krank war, hat mir mein Team alles abgenommen, sodass ich mich auskurieren konnte. Wenn ich daran denke, habe ich jetzt noch Tränen in den Augen!“

Tatkräftige Verbandsarbeit

Seine positive Einstellung zum Beruf bringt Maximilian auch in die Verbandsarbeit ein. Hier ist er gleich in mehreren Gremien aktiv: im Präsidium des Landesverbandes Rheinland-Pfalz und Saarland sowie im Ausschuss für Öffentlichkeitsarbeit des Bundesverbandes für Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau e. V. (BGL).

In den Ausschuss wurde er von den Präsidiumskollegen eingeladen, weil er kommunikativ ist, und das hat ihn gefreut. „Ich finde die Arbeit im Ausschuss mega-interessant, weil ich dazu beitragen möchte, in der Öffentlichkeit zu zeigen, was der GaLaBau macht“, erklärt er. „Der Beruf ist so wichtig. Gerade jetzt, durch die Pandemie, ist das Bewusstsein für die Bedeutung von Grün, Pflanzen und Natur nochmal mehr in den Vordergrund gerückt. Und wer kennt sich mit Pflanzen aus? Die LandschaftsgärtnerInnen!“

„Meine Ausstrahlung sagt: Du kannst vieles mit mir machen, aber verkauf mich nicht für dumm!“

Maximilian Wollesen

Vertrauen und Nähe, Offenheit und Stärke: Bei Maximilian Wollesen weiß man gleich, woran man ist.

Auch seine eigene Kundschaft interessiert sich immer mehr für Pflanzen und dafür, etwas für die Insekten zu tun. Wollesen ist davon überzeugt, dass Kampagnen des Verbands wie die zur Rettung der Vorgärten viel zum neuen Bewusstsein beigetragen haben. „Die PolitikerInnen haben sich auf die Kampagne gestürzt“, sagt er. „Das hat den Berufsstand einen Schritt nach vorne gebracht.“

Doch nicht nur die Wirkung nach außen ist ihm wichtig, sondern auch der Kontakt zu den anderen UnternehmerInnen, die sich im Verband engagieren: „Ich sehe die Kolleginnen und Kollegen nicht als Konkurrenz. Das sind tolle Persönlichkeiten, ich lerne so viel von ihnen! Alleine kannst du nicht besser werden.“

Und so wird er auch in Zukunft gemeinsam mit anderen noch besser werden – in dem einzigen Beruf, der je für ihn in Frage kam.

www.wollesen.biz

Carsten Peters2023-12-22T10:36:04+01:00
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